
Eine wahre Geschichte
Fast alle meine Geschichten und Bücher handeln vom Reisen.
Auf meinem Blog veröffentliche ich Ereignisse oder Unterschiede, die mir in der Welt auffallen. Und heute teile ich mit dir eine Geschichte, die mir in Kamerun passiert ist.
Für Fotos zu dem Fest, das ich erlebt habe, schau auf meiner Webseite vorbei.
Alleine unter vielen
Eingekeilt in einer Traube von Menschen spüre ich zwei Hände an meinem Arm. Ich erschrecke mich und will meinen Arm weg ziehen. Da entdecke ich einen Soldat, der mich Richtung Eingangstor drückt. Alle anderen müssen eine Gasse für uns zu bilden. Mehr als überrascht bin ich, als ich plötzlich hinter der Absperrung auf dem großen Platz stehe. Ohne Grund hat mich der Soldat, die einzige Weiße, gepackt und in die Nähe der Zeremonie manövriert. Die Hände schieben mich weiter nach vorne. Am Rand des Platzes stehen geschätzt 1000-2000 Kameruner in Alltagkleidung. Unter einem Pavillon wenige Hundert im Festtagsgewand. Aber ich werde durch sämtliche Absperrungen geschoben, bis zum inneren Ring und stehe plötzlich 10 Meter entfernt von dem Sultan. Auf dem Platz ist es ganz ruhig. Nur die Lautsprecheranlage übersteuert die Rede des Sultans, der von seinem Hofstaat umringt ist. Ich blicke mich um. In der Hoffnung zu verstehen, warum gerade ich hier her geschoben wurde. Unter dem Pavillon entdecke ich zwei weitere Weiße, die im Anzug in der Hitze brühten. Neben mir noch zwei Weiße im Touristenlook. Die beiden, genauso wie ich, aus der Maße der Kameruner gefischt und vor den Sultan geschoben.
„Was ist hier los?“, frage ich die Frau neben mir.
„Das ist die Inthronisation des Sultans. Alle zwei Jahre muss er in seinem Amt bestätigt werden. Gestern wurde er enthoben und heute wird er wieder eingeführt“, erklärt mir die Frau mit den Altersflecken.
Die Sultansynastie
Als ich mich nach Foumban aufmachte, bin ich von einem Straßenfest ausgegangen mit Essenständen und etwas Musik. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Etwas seltsam fand ich den Taxifahrer, der sich als Prinz vorstellte. Auch die Bedienung im Restaurant prahlte damit eine Prinzessin zu sein. Lässt auf eine große Königsfamilie schließen!
Seit vielen Generationen besteht die Dynastie des Sultans. Und damit sie niemals ausstirbt, darf jeder Sultan mehrere Frauen habe. Daraus entstehen viele Kinder. Und so kommt es, dass so gut wie jeder Kameruner, den man in Foumban trifft, irgendwie mit dem Sultan verwandt ist.
Die Parade
Das Fest ging den ganzen Tag. Tanzen auf der Straße, Essensstände und Pilgerreisen zwischen den Veranstaltungsorten.
Das große Highlight kam am nächsten Tag: Die Parade!
Jeder der mitmachen wollte, verkleidet sich und lief mit. Die Kostüme erinnerten an Kriege und Kämpfe. Jede Verkleidung war Einzigartig. Bei den Frauen lieblich und stolz und bei den Männern aggressiv und wild. Ein Junge lief in Unterhose. Er war komplett mit Motoröl eingeschmiert. Der nächste hatte verdorrte Blätter zusammen geknüpft und trug einen riesigen Ochsenschädel auf dem Kopf. Ein weiterer Mann zielte mit seinem verrosteten Gewehr auf seine Freunde, die nach einem lauten Peng-Ruf wie bei einer Exekution umfielen.
Die Frauen liebten es schicker! Kleider mit aufwendigen Mustern und gleichfarbigen Turbanen liefen in dem Meer der Menschen. 3 Stunden ging die Parade, die keine Ordnung hatte. Dichter wurde das Gewirr, als eine Limousine anrollte und der Sultan zu seiner Krönung gefahren wurde. Vor dem Sultanspalast endete die Parade und die Würdenträger verschwanden hinter den Toren. Noch bis tief in die Nacht, pulsiert die Stadt.
Von einem deutschen Straßenfest bin ich ausgegangen!
Und habe dieses unglaubliche Spektakel miterlebt!