Jeden Tag eine halbe Stunde gewinnen – ein Selbstversuch

Jeden Tag eine halbe Stunde gewinnen – ein Selbstversuch

17. Februar 2019 2 Von Christine M. Brella

Ich gehe gerne in die Arbeit und habe auch kein Problem mit meiner vierzig Stunden-Woche – wenn die Abende nur nicht so kurz wären. Jeden Tag nehme ich mir vor um halb elf ins Bett zu gehen, aber dann wird es doch wieder Mitternacht bis das Licht ausgeht. In der Folge komme ich am nächsten Tag nicht vor neun in die Arbeit und bin trotzdem den ganzen Tag müde.

So kann es nicht weitergehen. Im Weihnachtsurlaub habe ich viel Zeit nachzudenken. Ich habe doch Gleitzeit. Warum sollte ich das nicht nutzen? Und wer hat überhaupt bestimmt, dass ein Tag genau 24 Stunden hat und nicht eine halbe Stunde länger? Okay wahrscheinlich liegt es an der Sonne. Und wahrscheinlich wäre es auch wenig praktikabel auf 24,5 Stunden zu bestehen, weil man dann irgendwann den ganzen Tag durchschläft und in der Nacht arbeiten muss. Aber es müsste doch gehen, dass man von Montag bis Samstag einen 24,5 Stunden Tag macht und am Sonntag die Zeit wieder „zurück dreht“. Klar da fehlen mir dann 2,5 Stunden, aber da habe ich die Zeit noch am ehesten.

Folgende Theorie: Wenn ich jeden Tag um 7 Uhr aufstehe und um 23 Uhr schlafen gehe, hat die Nacht 8 Stunden und der Tag 16 Stunden. Was aber, wenn ich einfach jeden Tag eine halbe Stunde länger wach bleibe und dafür auch eine halbe Stunde länger schlafe? Dann bleibt die Nacht gleich lang, aber ich gewinne an jedem Wochentag eine halbe Stunde!

Montag

Es war hart am Sonntag um 22 Uhr ins Bett zu gehen. Und natürlich habe ich es nicht geschafft. Doch bis 22:30 habe ich tatsächlich mein Buch weggelegt.
Das Aufstehen um 6:00 Uhr klappt erstaunlich gut, blöd nur, dass am Montag nach den Weihnachtsferien deutlich mehr Autos unterwegs sind als normal. Trotzdem komme ich um halb 8 in die Arbeit. Allein der entgeisterte Blick meiner Kollegen, war das frühe Aufstehen schon wert.

Dienstag

Auch am Dienstag ist es noch stockdunkel, als ich das Haus verlasse und bald stelle ich fest, warum jeder vermeidet zwischen 7:30 und 8:00 auf der Straße zu sein, nämlich weil man da alle anderen trifft, die auch in die Arbeit müssen.
Obwohl ich eine Viertelstunde im Stau verliere, verbuche ich den Tag als Gewinn – am Abend komme ich dazu immerhin eine Seite an meinem Roman weiter zu schreiben.

Mittwoch

Am Mittwoch bin ich froh, dass ich erst um 8:00 aus dem Haus gehe, weil vermutlich früher der Weg zu meiner Garage noch nicht geräumt gewesen wäre.
Über Nacht hat es geschneit. Nicht sehr viel – aber bekanntlich vergessen die Augsburger über das Jahr, dass man bei Schnee langsamer fahren muss und Abstand hält. In Folge dessen ist die A8 komplett gesperrt, die B17 ist zu wegen einem weiteren Unfall und ich versuche mein Glück über die Stadt. Hier treffe ich wieder auf alle anderen Autofahrer, die offensichtlich auf mich gewartet haben. Am Ende bin ich froh überhaupt in der Arbeit anzukommen, auch wenn es eine Stunde gedauert hat.

Donnerstag

Über Nacht hat es noch mehr geschneit, doch jetzt um 8:30 ist weniger los auf der Straße. Außerdem haben sich fast wieder alle Autofahrer daran erinnert wie das so mit Schnee und Autofahren ist. Die anderen sind wahrscheinlich zu Hause geblieben, weil ich nämlich erstaunlich schnell in der Arbeit bin.
Am Abend treffe ich einige der anderen Augsburger Schreiberlinge bei Katharinas tollem VHS-Kurs. Voller Motivation komme ich nach Hause und tüftle weiter an meiner Geschichte.

Freitag

Laut meinem Plan könnte ich heute bis um 8 Uhr schlafen – und das an einem Arbeitstag! Das kommt mir dann doch ein bisschen dekadent vor und ich stelle den Wecker auf halb. Trotzdem lacht mir die Sonne ins Gesicht als ich aus dem Haus gehe und ich komme mir vor wie ein Schulschwänzer. Fröhlich lache ich zurück – heute mache ich einen 6-Stunden Tag. Später kommen und früher gehen. Mit diesem Plan kann ich leben.

Fazit

Zwar habe ich es am Ende in keiner Nacht auf acht Stunden Schlaf gebracht, trotzdem bin ich jeden Tag vor dem Wecker aufgewacht und das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Am Ins-Bett-gehen muss ich noch arbeiten, aber das Experiment setze ich auf jeden Fall fort!