Schuld war Elvis, oder nicht?

Schuld war Elvis, oder nicht?

28. Juli 2019 0 Von Luna Day

Ein kleiner Text, zu einer Anregung von Katharina Mayer.
Das Cover des Romans „Schuld war Elvis“ und selbst interpretieren um was es darin gehen könnte.
Ich bin einen anderen Weg gegangen, aber liest selber ^^

 

 

Schüchtern betrete ich den Laden, in dem ich gleich mein Buch vorlesen muss. Es ist mein Debüt-Roman und ich hasse vorlesen. Allein der Gedanke daran lässt mir meine Suppe wieder hochkommen. Zu meinem Glück ist es nur eine kleine Bücherei, von daher werden vermutlich auch nicht viele hier sein. Am liebsten wäre mir ja gar keiner. Was aber wieder an meine Ehre kratzen würde.

Ich atme ein paar Mal durch und laufe die Buchreihen entlang. Ich liebe diesen Geruch und die Geschichten, die sich dort befinden, in jedem dieser fantastischen Werke. Was hier ausgestellt ist, ist Kunst in so vielen Schichten. Hier findet man alles, was man braucht für die Seele, Geschichten, bei denen einem das Herz zerreißt und man mit dem Protagonisten leidet. Oder die ferne und unbekannte Gebiete erkunden, intensiv, dass man den Sand auf der Haut spürt oder den Regen. Die Musik von Bands im Kopf hat, von denen dort gerade gesprochen wird.

Schon als Kind träumte ich davon, auch einmal so etwas zu schreiben, aber das Schicksal meinte es nicht gut mit mir. Erstmal zumindest. Immer wieder schob ich etwas vor, aber dann setzte ich mich einfach dran. Ich habe gekämpft und mich behauptet. Und jetzt stehe ich hier in einem Buchladen.

Etwas weiter hinten entdecke ich einen Mitarbeiter, der Exemplare meines Buchs auf einem Tisch verteilt. Das Cover zu sehen, lässt mein Herz wieder höher schlagen. Ich wende mich ab und sehe mir die Bücher in den Regalen an. Etwas Neues zum Lesen wäre auch nicht schlecht. Die Cover und Buchrücken bestaunend, schlendere ich durch den Laden.

„Kann ich Ihnen helfen“, fragt mich ein Mann.

„Äh ich … also nein, ich weiß noch nicht, wohin es mich verschlägt.“

„Sie sehen mir so aus, als ob Familien Ihnen wichtig wären.“

Mein Blick geht zu den aufgebauten Stapel hinter ihm und ich muss mir das Lächeln verkneifen. „Warum?“

„Weiß nicht, vielleicht weil Sie sich in diesem Gang schon länger befinden.“

„Gut sagen wir mal, das ist so, was würden Sie mir empfehlen?“

„Reale Begebenheit oder Fiction?“

„Was denken Sie?“

„Eher fiktional.“

Er geht mit dem Finger über die Buchrücken. „Das hier.“

„Schuld war Elvis?“

„Ja.“

„Und warum denken Sie, dass mich das interessiert?“

„Weil ich wissen will, was Sie darüber denken.“

„Also vom Cover ausgehend, alleinerziehende Mutter mit einem Sohn.“

Er grinst. „Finden Sie es doch heraus.“

„Und wenn es mir nicht gefällt?“

„Dann schenke ich Ihnen ein Buch.“

Verlegen wende ich meinen Blick ab. „Okay, dann nehme ich es.“

„Und wenn es Ihnen doch gefällt, kaufen Sie mir ein Buch.“

„Der Thriller, den Sie gerade ausgepackt haben, den könnte ich Ihnen schenken.“

Kurz dreht er sich zu dem Tisch mit den Büchern und dann wieder zu mir. „Sind Sie deswegen hier?“

„Ja.“

„Dann habe ich Sie falsch eingeschätzt.“ Er will mir das Buch wegnehmen.

„Nichts da, das wird jetzt gelesen.“

„Unfaire Ausgangsposition“, grummelt er und lächelt dann wieder. „Woher kennen Sie diesen Roman?“

„Ist er denn schlecht?“

„Nein, für ein Debüt-Roman eigentlich sehr gut, aber …“ Er mustert mich. „Oh Mann, Sie sind Bianca von Zerr.“

„Ja, die und keine andere.“

„Dann kann ich gleich mal ein neues Buch suchen gehen.“

„Warum?“

„Na Thrillerautoren lesen doch nur …“

„Ich nicht, Sie wollen gar nicht wissen, was ich alles zu Hause habe.“

Mein Name schrillt durch den Laden und ich weiß sofort, dass es meine Agentin ist. Ich liebe sie, aber ihre Stimme erinnert mich immer eine Katze, die man auf den Schwanz tretet. „Ach da bist du ja!“

„Hallo, Anita.“

„Los hopp, hopp“, sagt sie und schiebt mich durch die Regale. Ich kann dem Verkäufer nur zunicken und weitergehen.

„Hast du schön geübt, wie ich es dir vorgeschlagen habe?“

„Ja, aber ich bezweifle, dass dies mir hilft.“

„Ach Quatsch, du schaffst das und danach wirst du schön signieren.“

Ich bejahe es still und hoffe, dass hier ein Wunder passiert und ich nicht lesen muss. Sie lässt mich erst wieder los, als ich mich in einem kleinen Büro befinde. Dort wird mir die Chefin vorgestellt und der Verlagsboss.

Ich werde mir selbst überlassen und lauf nervös hin und her. Ein Klopfen lässt mich aufschreien. „Keine Angst, es ist nur Wasser, das ich Ihnen bringen soll“, sagt eine junge Frau.

„Ich war in Gedanken.“

„Kein Problem, ich soll Ihnen sagen, in zehn Minuten geht es los.“

Wieder kann ich nur nicken und schicke ein Stoßgebet zum Himmel. „Wissen Sie, was mir bei Lampenfieber hilft?“

„Kommen Sie mir nicht mit sich das Publikum nackt vorstellen.“

Die junge Buchhändlerin lacht. „Nein, suchen Sie sich den Sympathischsten aus, blenden sie die anderen aus und lesen Sie ihm vor.“

„Warum ihm?“

„Sie können auch eine Frau nehmen, aber statistisch ist erwiesen, dass Frauen dazu tendieren, sich dabei Männer auszusuchen.“

„Also von so einer Studie, habe ich noch nie gehört.“

„Na, dann glauben Sie mir halt nicht, aber es hilf.“

Es klopft wieder. „Bianca, Ihr Auftritt.“

„Ja.“

„Sie schaffen das, da bin ich mir sicher!“

Ich muss an mich glauben, wenn sie es schon tut. Langsam stelle ich mich zu meiner Agentin. Der Verlagsboss redet und redet auf die sieben oder acht Menschen ein, die da sitzen. Ganz hinten steht die Buchhändlerin, neben dem Mann, der mir das Buch empfohlen hat. Ihrer Statistikt und konzentriere mich auf sie.

„Ich bin nervös, muss ich gestehen, und falls ich den Faden verliere, bitte Nachsicht, es ist meine erste Lesung und zu Hause bin nur ich.“ Ich nehme mir das Buch zur Hand, immer wieder kommt ein Glücksgefühl in mir hoch, das hier habe ich geschrieben. ICH, unfassbar. Als ich die Seite, die ich vorlesen soll, offen vor mir habe, atme ich tief durch, sehe zu der Buchhändler. Sie nickt mir lächelnd zu.

Etwas zu leise und zu schnell beginne ich, aber je weiter ich komme, umso besser funktioniert es. Immer wenn sich unsere Blicke treffen und sie mir zustimmt, durchfährt mich Zufriedenheit.
An der letzten Zeile des Vorlesens angekommen, klappe ich das Buch schwungvoll zu und lasse die Menschen erschrecken. Lachen dringt an mein Ohr, und obwohl ich das Gefühl habe, dass mein Gesicht mir gleich zu kochen anfängt, muss ich mit einstimmen. Sie erheben sich und klatschen, was für ein berauschender Moment, und ich weiß jetzt schon, dass ich ihn ewig in Erinnerung behalten werde.

Nach dem Signieren bekomme ich Blumen, die ich aber nicht behalte. „Hier“, sage ich und reiche der Buchhändlerin den Strauß.

„Oh, warum?“

„Wenn Sie nicht gewesen wären, würde ich immer noch da oben stehen und vielleicht keine Seite von mir gegeben.“

„Vielleicht hat Ihnen auch etwas geholfen, dass wir uns so gut unterhalten haben“, mischt sich der Verkäufer ein.

„Klar, Elvis“, sagt seine Kollegin.

Ich sehe ihn an und pruste los. „Ernsthaft?“

„Ja, meine Mutter war ein Presley-Fan und ich muss darunter leiden.“

„Darf ich fragen?“

Ich zeige der jungen Frau seine Empfehlung und auch sie kann nicht anders, als zu lachen. Dann verabschieden wir uns.

Ich schlendere nach Hause und setze mich erledigt, aber glücklich in meinen Lieblingslese Sessel. Die Lesung lief besser als erwartet, ich durfte ein paar Bücher signieren und habe zwei nette Menschen kennengelernt, mehr braucht es doch nicht zu einem tollen Tag. Na, vielleicht noch ein gutes Buch, denke ich, ziehe den Schuldigen aus meiner Tasche und fange an zu lesen.

 

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Eure Luna :*