Meinung: Pinke Flamingos und Frauen im All

Meinung: Pinke Flamingos und Frauen im All

31. März 2019 0 Von Katharina Maier

Es folgt: Käthchens Wutrede über Evastöchter, Frauen im All und Flamingos in Pink. Und warum man über alles drei schreiben darf, außer man macht es falsch.

Ähem *räuspert sich und erklimmt die Kanzel für das Wort zum Sonntag*

Frauen im All

Da treibe ich mich also nichtsahnend im Internet herum, wie es eben so meine Gewohnheit ist, und stolpere über die Nachricht, dass die NASA Weltraumspaziergänge für Astronautinnen einstellt. Weil sie zu wenig Raumanzüge in den passenden Größen haben. Hillary Clinton dazu auf Twitter: Make more suits. Ich weiß ja auch nicht, wann wir gerade leben. Ich glaube, in meinem Kopf lebten wir schon auf der Enterprise NCC-1701-D im 24. Jahrhundert. So muss es sein. Mein Kopf steckte in einem Utopia. Denn es ist offenbar wirklich zu viel verlangt, im 21. Jahrhundert Rollenbilder und Gläserne Decken zu sprengen. Au Mann … Frau … Mensch …

Flamingos in Pink

Und dann finde ich da zwei Bücher, eins für Mädchen und eins für Jungs. Über Dinge, die selbige angeblich wissen wollen. (Bitte jeweils auf die folgenden Bilder klicken, um sich selbst ein Bild vom Original zu machen*.)

Ein echtes Mädchen mit Katze und Röcken in Pink

 

Jungs interessieren sich für Wissenschaft und nicht für Pink

Da gibt es also diese Wissensbücher im Doppelpack (mutmaßlich), die verkaufen „Was Mädchen wissen wollen“ und „Was Jungs wissen wollen“. Und das hat jetzt nichts mit Aufklärung oder Pubertät zu tun oder so. Nein, da geht’s um Fragen wie „Warum dreht sich die Erde?“ (Jungs) und „Warum sind Omas Haare grau?“ (Mädchen).  Die Cover erzählen uns, dass Jungs außerdem wissen wollen, wie schwer die Sonne ist, warum Schiffe schwimmen und ob man auf dem Mond leben kann. Eine Frage über Tiere dürfen sie auf dem Cover auch noch stellen, über faule Faultiere nämlich.

Mädchen wollen dagegen wissen, warum Flamingos pink sind und warum Katzen schnurren. Diejenige Frage, die dem, was Jungs wissen wollen, noch am nächsten kommt, ist die nach dem Gewicht eine Wolke. Na ja, Sonne – Wolke, das ist ja fast dasselbe. Das eine ist im Weltall und das andere nicht, aber ist ja wurscht. Da können Mädchen eh nicht hin, weil ihnen die Weltraumanzüge nicht passen. Wer macht auch schon Weltraumanzüge für Mädchen? Echt jetzt mal. Die NASA jedenfalls nicht (NASA, I love you, but what the f***?).

Übrigens bekommt der Junge auf dem Buchcover fünf Fragen und das Mädchen vier. Na ja, Mädchen wollen halt nicht so viel wissen. Dafür interessiert sich der Junge ausschließlich für Naturwissenschaften. Punkt. Na gut, und für faule Tiere. Passt doch so. Oder?

Der kleine Unterschied

Wissensbücher, die Wissen gendern. Echt jetzt. Das läuft den pinken Ü-Eiern für Mädchen aber so was von den Rang ab. Trotzdem: Was an Ü-Eiern ist geschlechterspezifisch? Warum haben die der Mädchen rosa Blümchen und warum bekommen die Jungs keine eigenen? Und wie um Himmels willen sind wir damals nur mit gender-neutralen Ü-Eiern großgeworden? Wir Uni-Sex-Pack wir!

Oh, oh, oh, der schöne kleine Unterschied. Bienchen und Blümchen und was weiß ich was alles. Angel in the House and the Blessed Virgin. Was früher die Tugend war, ist heute der Kapitalismus. Weil man Mädchen-Jungen-Dinge eben im besten Fall doppelt verkaufen kann, unbedingt aber mehr als so langweiligen Kram, der für alle da ist. Welche Botschaften man dabei sendet, ist grad wurscht. Ist doch nur ein mickriges kleines Buch, das eh keiner kauft. Das Jungs erzählt, dass sie sich 4 zu 1 mit Naturwissenschaften und Technik beschäftigten sollten. Welche Farbe irgendwas hat, ist egal und flauschig darf es auch nicht sein. Das Mädchen erzählt, dass sie sich für Frisuren interessieren, für pinke Flamingos und für flauschige Dinge, die schnurren oder am Himmel fliegen. Drüber hinaus? Was sollen sie denn da?

Frauen, die leuchten

Von wegen higher, further, faster. Ich weiß schon, warum ich mir Captain Marvel die Woche zum zweiten Mal im Kino angeschaut habe: eine Frau, die leuchtet und einfach ganz ohne Astronautenanzug ins Weltall fliegen kann. Das hab ich sowas von gebraucht. Also, girls and boys, steht auf und leuchtet, ganz egal, wer und was ihr seid und was ihr alles wissen wollt!

Und schaut euch beim Schreiben auf die Finger, was ihr eure Mädels und Jungs so machen lasst. Bitte, bitte. Es geht nicht um den Einzelfall. Es geht um das Muster.

Zum Schluss fällt mir dann noch dieses Gedicht ein, das ich geschrieben habe, als ich noch dachte, dass ich keine Feministin bin. Tja, so kann man sich irren.

Evastöchter II

 

Doch Tod und Pein

kroch aus den Hirnen

kleiner Mädchen, eingepflanzt

im Moment ihres Anbeginns.

 

Da, siehe, sagten sie,

eine Evastochter,

und fällten ihr eigenes

Urteil damit.

 

Stute und Hengst

wussten noch nichts

davon, doch gärte es

schon tief im Mark

 

Denn der Mensch

stand auf und er sah

und er dachte

den Unterschied.

 

Und er fraß,

fraß sich hinein,

und er fraß

sich hinaus

 

aus den Hirnen kleiner

Mädchen, denen er eingepflanzt

worden war im Moment

des Verbots.

 

*Bilder von pixabay