Valentina Baumgartner

Gute Geschichten machen den Alltag interessanter.

Daher schreibt Valentina Baumgartner Geschichten. Von Helden, die keine hätten werden sollen. Von Orten, die vorgeben mehr zu sein, als sie eigentlich sind. Oder vom täglichen Leben, das manchmal schnell an uns vorbei rauscht, manchmal ein kleines bisschen an unserer Seite verweilt.

Freunde, die sich gelegentlich anhören müssen, warum die Nachbarn schon seit Tagen nicht mehr zu sehen sind, warum der alleine reisende Mann so einsam war und warum sie das nächste Mal lieber auf ihren Spaziergang im Wald verzichten sollten, wissen, dass Valentina seit einiger Zeit versucht, die hohe Kunst des maßlosen Übertreibens und schamlosen Lügens zu perfektionieren und diese Tugenden in Geschichten über Freundschaft, das Erwachsenwerden und fremde Welten umwandelt.

Kurzgeschichten, Coming of Age und Fantasy sind ihre Steckenpferde, auf denen sie dabei ihre Leser aus ihren Alltag entführt.

 

 

Veröffentlichungen

 

Kurzgeschichte „Der glücklichste Mann der Welt“ in Kindergefängnis und andere verlassene Orte, Ein HALLER-Buch 2020

Kurzgeschichte „Ohne Titel“ in zugetextet.com Ausgabe 6 / 2018 – Print

Figurengedicht „Totenkopf“ in Die Novelle – Zeitschrift für Experimentelles, Ausgabe 2 / 2014

 

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Ein Auszug aus der Kurzgeschichte „Bevor Karl auf Elise traf“

 

Karl blickte die Fassade des Hochhaues hinauf. Hinter der zersprungenen Glasfront brannte Licht und erhellte die neblige Nacht um ihn herum. Es war kalt geworden. Er zitterte leicht. Karl trug nur eine kurze Hose und ein löchriges T-Shirt.

Die Drehtür am Eingang des Hochhauses war nicht versperrt und ließ ihn hinein. Im Gebäude war es ebenfalls kühl. Aber immerhin war er hier nicht draußen im nassen Nebel.

Im Foyer war der Kronleuchter heruntergefallen. Das Licht der anderen Deckenleuchten spiegelte sich in den zerschellten Kristallen, die auf dem staubigen Boden wie gefallene Sterne glänzten.

Er stieg über die glitzernden Überreste des Kronleuchters und lief zu den Aufzügen im hinteren Teil des Foyers. Sein gesundes Bein war müde vom langen Marsch durch die Stadt. Sein metallenes Bein knarzte bei jedem Schritt. Wenn er es vermeiden konnte, würde er nicht die Treppen nehmen.

Er drückte den Knopf, um den Aufzug zu rufen. Der Zeiger über der Tür bewegte sich abwärts. Karl atmete erleichtert auf. Wenigstens einmal hatte er Glück. Er beobachtete die Nadel, wie sie von der großen Zehn am einen Ende der Skala Stück für Stück, Stockwerk für Stockwerk hinuntersprang. Ein leises Ding kündigte an, dass der Aufzug das Erdgeschoss erreicht hatte.

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