Eine kurze Geschichte über das menschlichen Gehirn, die Zeit, die Evolution, geröstet Brot, die Meute, Hunger, Zwiebeln und das Leben schlechthin
Gestern Abend, da musste ich mir mal Gedanken über das menschliche Gehirn machen.
Dabei ist mir dann so einiges klar geworden.
Das menschliche Gehirn!
Das wundersame Organ!
In Jahrmillionen wurde es geschaffen, um dem Menschen zu dienen. Es sollte ihm einen Vorteil im allgegenwärtigen Überlebenskampf verschaffen, seine Anpassung an die Umwelt fördern, ihn vor Gefahren schützen, neue, innovative Wege aufzeigen, Computer programmieren, PINs und PUKs auswendig lernen, Android-Handy-Menüführung-Logik verstehen, … eine ganze Menge Dinge eben. Vielleicht einfach zu viel für so ein kleines schwabbeliges Etwas, das eher einem Haufen toter, verschrumpelter Quallen ähnelt als irgendetwas Nützlichem.
Letztens habe ich mit ein paar Freunden bei uns im Garten gegrillt. Ich hielt die Stellung am Grill, während der Rest sich mit ein paar Bieren die Zeit vertrieb. Bald waren die Steaks durch, die Würstchen goldbraun und die in der Grillpfanne gebrutzelten Zwiebeln perfekt geröstet. Alles ganz prima eben, so wie in der Werbung von den Bratmaxe-Würstchen. Und ich hatte auch echt einen Bärenhunger. So nahm ich also die Steaks und die Würstchen vom Grill, zog mir hitzebeständige Lederhandschuhe an und hob auch die eiserne Pfanne mit den Zwiebeln vom glühend-heißen Grill ins Gras. Dort schaufelte ich die Zwiebeln in eine Schüssel. Zufrieden stolzierte ich mit den Leckerbissen zu Tisch und stellte sie der wartenden Meute hin. Diese stürzte sich sofort auf das Essen. Auch ich wollte mir ein besonders leckeres Stück greifen, als mir plötzlich glühend heiß einfiel, dass ich vergessen hatte, das Brot zu rösten. So ein verdammter Mist! Schnell schnappte ich mir ein paar Brotscheiben und lief zurück zum Grill, wo ich die Scheiben in die im Gras liegende Eisenpfanne warf. Ich sah mich um – keine Handschuhe – Mist. Die Zeit war verdammt knapp, denn meine Freunde sind ja schon irgendwie meine Freunde, aber es ging eben auch auch darum, wer die besten Stücke ergattert, und wer den Rest, und vor allem: Wieviel Rest überhaupt übrig blieb. Ich war also wirklich unter Druck. Und unter Druck scheint das menschliche Gehirn nicht besonders gut zu funktionieren. Mein Gehirn dachte sich wahrscheinlich folgendes: „Vielleicht brauche ich ja gar keine Handschuhe, dann spare ich mir das Suchen“ Es hatte in diesem Moment lediglich die Information: „Vorhin wurde die Pfanne vom Grill ins Gras gelegt“ abgespeichert. Die Information über die genaue Zeitspanne war leider zu diesem Zeitpunkt nicht abrufbar. Nur halt die ungefähre Info: „Vorhin“.
Ich wollte schon aufschreien, aber mein Gehirn und meine Hand waren schneller. Auf ausdrückliche Anweisung meines Gehirns prüfte meine Hand bereits ob:
a) die Pfanne schon kühl ist, oder:
b) sie vielleicht noch ein winziges bisschen warm ist.
Aber immerhin hab ich einiges gelernt:
- Man kann rein optisch nicht erkennen, ob eine Eisenpfanne heiß oder kalt ist.
- Du musst schneller sein als dein Gehirn, dieser schwabbelige Haufen verschrumpelter Quallen.
- Brandblasen können bereits nach extrem kurzem Kontakt mit heißen Gegenständen entstehen.
- Brandblasen sind extrem schmerzhaft.
- Die Menschheit hatte verdammt großes Glück, mit so einem Gehirn nicht bereits vor Jahrmillionen ausgestorben zu sein. Um es genau zu nehmen irritiert mich das irgendwie sehr stark. Wie kann das sein? Sind die Gehirne der anderen Arten auf diesem Planeten noch dümmer? Ist unser Schutzengel unendlich stark?
- Heiße Pfannen gehören nicht zur natürlichen Umgebung eines Homo Sapiens. Und sollten es meines Erachtens auch nicht!
- Das Leben ist gemein.
- Wenn irgendein Idiot geröstetes Brot will, soll es sich selber doch selber rösten oder für immer in der Hölle schmoren!
- Das menschliche Gehirn verbraucht zwanzig Prozent deiner Energie und sieht trotzdem wie ein Haufen verschrumpelter Quallen aus. Wie bescheuert ist das denn? Ist die Evolution einfach nur blöd, oder was?
- Dein Gehirn ist dein ständiger Begleiter – du kriegst es nicht los, egal was du machst. – egal wie sehr du es verachtest – es bleibt einfach da.
Ich hoffe, du konntest meinen Ausführungen über das menschlichen Gehirn, die Zeit, die Evolution, geröstet Brot, die Meute, Hunger, Zwiebeln und das Leben schlechthin folgen und hast was gelernt. Falls nicht, dann kauf dir wenigstens eine dicke Tube Brandsalbe und lagere sie in deiner Hausapotheke.