Meine Welt – Singis, die Heimat der Ersten Tochter

Meine Welt – Singis, die Heimat der Ersten Tochter

12. September 2021 0 Von Katharina Maier

Taucht ihr eigentlich auch so gerne in fremde Welten ein wie ich? Heute möchte ich euch auf einen weit entfernten Planeten entführen: Singis.

Hier spielt mein Zukunftsepos „Die Erste Tochter“. Jedenfalls die Haupthandlung. Ein kleiner, feiner Planet, dessen Bewohner technologisch sehr weit fortgeschritten sind – aber soziokulturell irgendwo zwischen Römischem Reich und feudalem Mittelalter stecken. Singisen sind traditionsbewusst und stur, aber auch neugierig auf alles Neue. Das Singisische Reich, das auf Außenstehende oft sehr homogen wirkt, ist in Wirklichkeit ein brodelnder Eintopf aus vielen Kulturen und Ethnien.

Also, Lust auf einen kleinen Ausflug nach Singis?

Singis und seine geografischen Gegebenheiten

Singis ist der Ursprungsplanet der Singisen, der als zweiter Planet in seinem System einen relativ lichtarmen Stern umkreist. „Lichtarm“ meint dabei einen Gelben Zwerg der Klasse V, der ein bisschen weniger leuchtstark als unsere Sonne ist. Singis hat einen Trabanten, zwei Ringe und einen einzigen Kontinent mit einem ausgedehnten Binnenmeer. Dazu kommen zwei große Inseln auf der Südhalbkugel, die von manchen ebenfalls als Kontinente definiert werden. Als Naturschutzgebiete der Kategorie Grün sind sie beide unbewohnt.

Singis hat keine vereisten Pole. Daher ist die Planetenoberfläche überwiegend mit Wasser bedeckt. Der Großteil der bewohnten Landmasse befindet sich auf der Nordhalbkugel. Nur entlang der Ost- und Westküste der sogenannten „Südspitze“ (Landmasse auf der Südhalbkugel) sind wie an Perlenschnüren größere und kleinere Städte aufgereiht. Der südlichste Teil des Kontinents, eine ausgedehnte Seenlandschaft, gilt als „Gottesland“ und ist ebenfalls ein Naturschutzgebiet der Kategorie Grün.

Ressourcen und Technologie

Zur Zeit der Handlung der „Ersten Tochter“ sind die Singisen technisch hochentwickelt. Schon seit Jahrhunderten betreiben sie interplanetare und interstellare Raumfahrt. Die erste Industrielle Revolution des Planeten liegt über ein Jahrtausend zurück. Holz ist auf Singis relativ knapp – im Vergleich zur Erde – und auch fossile Brennstoffe gibt es nur in geringem Maße. Der Umgang mit diesen Ressourcen – vor allem Holz – musste also schon immer mit großer Vorsicht vonstattengehen. Dies mag ein Grund dafür sein, dass die Singisen die natürlichen Ressourcen ihres EIGENEN Planeten nie in demselben verheerenden Maße ausbeuteten wie die Menschen auf der Erde. Die Ressourcen auf anderen Planeten – nun, das ist eine andere Geschichte.

Wahrscheinlich kann die Galaxie von Glück sagen, dass die Singisen keine bewohnten Planeten erobert haben. Noch.

Hauptenergiequelle auf Singis war lange Zeit ein Pilzgewächs namens Kness – eine vielseitig einsetzbare und schnell nachwachsende Ressource. Es lässt sich eine erdölähnliche Substanz daraus herstellen, die lange Zeit der Motor der technologischen Entwicklung auf Singis war.

Dem Kness verdankte Singis die frühe Erfindung der Dampfmaschine, frühzeitige Industrielle Revolution und baldige Entwicklung der Raumfahrt. Da es sich dabei sozusagen um einen Biotreibstoff handelt, konnte Singis eine Klimakrise weitgehend vermeiden. Dank einiger historischer Zufälle und soziokultureller Faktoren wurden die ersten Anzeichen einer negativen Auswirkung von Industrialisierung und Technisierung auch früh erkannt und Gegenmaßnahmen ergriffen.

Heutzutage wird der gesamte Energiebedarf von Singis durch erneuerbare Energie gedeckt. Industrie gibt es kaum noch. Diese hat man praktischerweise auf Kolonialplaneten ausgelagert.

Singis und die Stadt der Städte

Die größte Stadt des Planeten liegt in den sogenannten „Westebenen“ im nördlichen Teil des Kontinents. Zur Zeit der Handlung ist sie die Hauptstadt des interstellaren Singisischen Reiches. Ihr Name lautet Murraptaam, was übersetzt sehr kreativ „Die Stadt am Fluss“ bedeutet.

Muraptaam, die Stat am Fluss, mut ihren Turmhäusern und Häusertürmen.

Die Westebenen werden durch das Mittlere Gebirge und den Inneren Ozean vom Rest des Kontinents getrennt. Sie sind von vielen Flüssen durchzogen, doch die Westküste ist kaum schiffbar. Dies führte dazu, dass die alten Murraptaamer – heute bekannt als die „Gründerväter“ – sich unbedingt Zugang zu den Meeren verschaffen wollten. Dies geschah zunächst hauptsächlich durch Handelsbeziehungen mit den Stadtstaaten am Inneren Ozean, den Ausbau der Flussschiffahrt und technische Innovationen wie Straßenbau und die schon erwähnte Dampfmaschine auf Kness-Basis.

Die Eroberungsfeldzüge kamen erst später, auch wenn die Geschichtsbücher des Singisischen Reiches heute etwas anderes erzählen. Den Namen des Allerschaffers mit Schwert und Rechtschaffenheit in alle Ecken und Enden von Singis zu tragen – das klingt in den Ohren der heutigen Singisen einfach besser, als sich ein Weltreich zusammenzukaufen.

Zur Zeit der Handlung der „Ersten Tochter“ ist die Vormachtstellung der Stadt Murraptaam im Singischen Reich jedenfalls ungebrochen. Die meisten Singisen sind wahrscheinlich der Überzeugung, dass die Stadt am Großen Fluss das Zentrum des Universums ist.

Das Singisische Reich und sein Eintopf

Aber Realität ist etwas anderes als Propaganda. In Wirklichkeit setzt sich das Singisische Reich aus vielen ethnischen Gruppen zusammen, die sich oftmals ihre eigene Identität erhalten oder – im Falle der Kolonialplaneten – erst erschaffen haben. Das mag genau darin begründet liegen, dass das sogenannte Memnáh ursprünglich in erster Linie ein Handelsimperium war und jetzt, in Zeiten der interstellaren Raumfahrt und Begegnung mit anderen Spezies, auch genau das wieder ist.

Auf der anderen Seite sind es die sogenannten „Nordler“ aus dem hohen Nordosten des Kontinents, die sich im meisten kulturelle wie soziopolitisch Eigenständigkeit bewahrt haben. Und gerade der Norden wurde durch alles andere als Handel in das hehre Singisische Reich flussstädtischer Prägung integriert.

Davon zeugt nicht zuletzt das nordsingische Trauerlied, das „Frevlersbrut“, Band 2 der „Ersten Tochter“, eröffnet und diesen Beitrag beschließen soll:

Komm, komm, meine Geliebte!
Dein Haar ist wie Regen
Und wie die Gebeine der Erde sind deine Glieder.
Draußen stehen sie, Männer des Südens,
Feuer in Händen und Tod im Gesicht.
Doch zum letzten Ritt riefe ich gerne,
kämest du nur mit mir.

Komm, komm, Volk der Weite!
Sturm hast du im Blut
Und die Stärke der Steppe in deinen Sehnen.
Wie Tau in der Nacht war dein Werden,
Unter den Hufen der Schönen wogte das Laub.
Und wie Tau nach der Nacht wirst du schwinden,
Und unter den Hufen der Schönen wirst du zu Staub.

Katharina Maier: Frevlersbrut / Die Erste Tochter 2

Und zum Schluss

Ich hoffe, euch hat mein kleiner Ausflug nach Singis gefallen. All dies sind Schritte des Worldbuilding, wie sie bei imaginativen Genres, z. B. Fantasy, Science Fiction oder Future Fantasy, oft notwendig sind. Besonders, wenn autor sich eine Romanreihe epischer Länge vorgenommen hat, so wie ich.

In dieser Ausführlichkeit bekommen Leser*innen all diese Informationen normalerweise nicht serviert – sollen sie auch nicht. Denn solche Details des Weltenbaus erfährt leser am besten zwischen den Zeilen, saugt sie sozusagen zusammen mit der Geschichte auf.

Aber es hat Spaß gemacht, diese Infos über Singis zusammenzutragen. Inspiriert wurde dieser Beitrag durch den #jo_nis_bookspace von @jona_gellert_autor und @nicolefuenfstueck.schreibt auf Instagram. Dort stellen sie unter anderem folgende Frage: „In welchem Setting treffen deine Protagonisten aufeinander?“

Vielleicht versteht ihr, warum ich diese Frage nicht nur mit ein paar Worten beantworten konnte. 🙂

In #jo_nis_bookspace werden durch den September hindurch 30 Fragen gestellt, die das aktuelle Manuskript der antwortenden Autor*innen betreffen. Ich habe die Gelegenheit ergriffen, um „Frelversbrut“ vorzustellen. Und damit läuft auch der Countdown bis zu Veröffentlichung dieses Bands der „Ersten Tochter“ als E-Book!