Als die Wassergeister ihre Seele verloren
Am 24.11.2020 war es soweit. Unsere Anthologie „Dazwischengeschichten“ erschien. Fast anderthalb Jahre haben wir für die Planung gebraucht.
Als das Thema „zwischen den Welten“ im Herbst 2019 feststand, wusste ich ziemlich schnell, was für eine Geschichte ich schreiben wollte. Da ich großer „Die drei ???“-Fan bin, sollte die Geschichte dieses Mal nicht in meinem üblichen Genre geschrieben werden, sondern ein Jugendkrimi werden. Und dann kam mir ein Text in den Sinn, den ich schon vor längerer Zeit geschrieben hatte und eigentlich für einen andere Geschichte nehmen wollte, aus dem aber nie etwas wurde. Ich wollte fantastisches mit unserer Welt mixen, die Grenzen verschwimmen lassen und die Sage der Wassergeister war geboren.
Als die Wassergeister ihre Seele verloren
Die Wassergeister aus dem Fluss
„Es gibt diese Sage, dass vor sehr langer Zeit in diesen Gewässern ein junges Mädchen ertrank. Sie war auf der Suche nach Perlen. Du musst wissen, früher soll es in diesem Fluss Muscheln gegeben haben, die Perlen in sich trugen. Die Muscheln liegen tief unten auf dem Grund, aber niemand darf sie holen. Sie gehören den Wassergeistern. Die Wassergeister leben im Schilf, dort, wo das Wasser seicht und klar ist. Die Perlen sind ihre Nahrung. Wunderschön sollen sie sein und rosafarben schimmern. Ein Wanderer hatte nach eigenen Aussagen eine davon im Schlick am Ufer gefunden. Er bastelte daraus eine Halskette und schenkte sie seiner Tochter, als sie noch sehr jung war.
Je älter sie wurde, desto mehr lernte sie den Wert der Perle zu schätzen. Als ihr jemand hundert Goldtaler für die Perle bot, wurde sie gierig, obwohl ihr Vater sie immer davor gewarnt hatte, nach den Perlen zu suchen. Sie schlich nachts zum Fluss, damit sie keiner bemerkte, legte ihre Kleider ab und ging baden. Sie konnte den Grund des Flusses nicht ausmachen, also tauchte sie ab. Sie musste tief hinabtauchen, so tief, dass ihr dreimal die Luft ausging und sie vorzeitig an die Oberfläche zurückkehren musste. Beim vierten Mal berührte sie mit ihren Fingern den Grund. Sie griff sich eine von den Muscheln, die sie blind ertastete, und tauchte nach oben.
Doch den Wassergeistern blieb das nicht verborgen. Das Mädchen war gerade an der Oberfläche angekommen und wollte zurück an das Ufer schwimmen, da packte etwas sehr Glattes ihre Knöchel und ließ sie nicht mehr los. Je mehr sie sich wehrte, desto fester wurde der Griff. Sie wollte sich loswinden, doch sie wurde immer wieder unter die Wasseroberfläche gezogen, bis sie keine Luft mehr bekam und ertrank. Die Wassergeister hatten bis dahin noch nie einen Menschen getötet.
Als der Wanderer am nächsten Morgen seine Tochter wecken wollte und sie nicht in ihrem Bett vorfand, ahnte er Schlimmes. Er suchte sie überall, doch er konnte sie nicht finden. Erst als er zum Flussufer ging, sah er ihren leblosen Körper im Schilf liegen. Der Wanderer hielt seine tote Tochter in den Armen und weinte bitterlich um sie. In ihrer Hand fand er eine verschlossene Muschel, und als er sie öffnete, war sie leer. Er hörte ein leises Wimmern, sah auf. Da bemerkte er, wie Dunst aus dem Fluss aufstieg. Die Seelen der Wassergeister wurden mit dem Tod des Mädchens verbannt, und die Perlen in den Muscheln am Grund des Flusses verschwanden von einem Tag auf den anderen.“
Kann man das schon Urban Fantasy nennen?
Vielleicht im Ansatz. Die Krimi-Elemente überwiegen, die Grenzen verschwimmen aber trotzdem. Ist das nun alles real oder nicht? Finde es heraus in meiner Geschichte „Als die Wassergeister ihre Seele verloren“ und begleite Eddie, Kim und Friedel auf dem Weg das Rätsel zu lösen, ob das Verschwinden von Eddie Mutter vielleicht doch mit den verschwunden Frauen vor vielen Jahren zusammenhängt.
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