UND ES WARD LICHT

Mögen sich meine Gefährten der Schreiber und Sammler auch nicht mehr unserer Entstehungsgeschichte erinnern, so tue ich dies nur umso mehr. Obwohl es sich lange vor meiner Zeit als Pharao Cheops zutrug, ist es mir, als wäre es erst gestern gewesen. Über all meine Reinkarnationen hinweg blieb meine Erinnerung daran klar und ungetrübt wie das Wasser des Nils in Nächten des Vollmondes.

Zum Wohle und zur immerwährenden Ehre dieser Gemeinschaft der Schreiber, dieser Gemeinschaft der Auserwählten der Götter, mache ich hiermit anno Domini 2019 die Geschichte der Gründung dieser Gemeinschaft öffentlich:

UND ES WARD LICHT!

Die Götterwelt, so sei‘s gesagt, besitzt weder über unbegrenzte Ressourcen, noch über unbegrenzte Helfer. Ein jeder Gott hat was er hat und keinen Krümel mehr. Die Vorratskammer eines Gottes, von seinen Getreuen geplündert, kann auch von diesem nicht so ohne weiteres wieder aufgefüllt werden.

Zu Anbeginn der Zeiten, so war es prophezeit, fand die Übereinkunft eben dieser Götter statt, um über die Zukunft der Menschheit zu befinden.

„Bringt ihnen Licht!“, dröhnte Xotero, der Gott des Himmels.

„Bringt ihnen Liebe“, erwidert Xeraia, die Göttin der Liebe.

„Bringt ihnen Prosecco“, rief Xutonus, des Gottes des Weines.

Erbittert wurde über den besten Weg, die beste Weise, die beste Möglichkeit gestritten, wie dies zu erfüllen sei. „Irgendjemand muss hier dringend irgendetwas tun“, dessen war die Götterwelt gewiss. Der Weg jedoch, das war der Zwist.

Nach Tagen, Wochen – ach Jahrtausenden der Diskussion, da ward entschieden, dass ein jeder der drei Götter jeweils drei seiner Gefährten zu benennen hätte, um Licht, Liebe und Prosecco in die Welt zu bringen. Ein jeder Gott entschied wohlüberlegt, welche Getreuen wohl am geeignetsten erschienen, diese Aufgabe zu meistern. Die Auserwählten die Götterwelt doch für immer zu verlassen hätten.

Gewählt aufgrund ihres heldenhaften Mutes,

gewählt aufgrund ihres messerscharfen Verstandes,

gewählt aufgrund ihrer anmutigen Erscheinung,

gewählt aufgrund ihrer unermesslichen Weisheit,

und – so nebenbei – auch weil sie der Götterwelt entbehrlich waren,

mehr als entbehrlich.

Die Erde barst, ein tiefer Schlund sich öffnete. Aus der Dunkelheit des Innersten der Erde traten sie hervor: Die Neun Auserwählten der Götter.

Sie fanden sich wieder in einer Welt der Jäger und Sammler. Weit entfernt von den gefüllten Vorratskammern der Götter folgten sie ihrer Bestimmung sich selbst zu versorgen und der Menschheit die göttlichen Elemente Licht, Liebe und Prosecco zu vermitteln.

Die Jagd auf Wollnashörner, Säbelzahntiger und Bären im dunklen Wald derweil war äußerst anstrengend und sehr gefährlich. Was unsere Gefährten auch schnell am eigenen Leib erfahren mussten. Weshalb sie sich entschieden, sich in eine Höhle zurückzuziehen, ein Feuer zu entfachen und die Jagd den Experten zu überlassen. Auch das Sammeln von Beeren erforderte mehr als gedacht. Dornige Büsche, frische Winde und matschige Pfützen hinderten unsere Gefährten über alle Maße. So blieb ihnen keine Wahl, als auch das Sammeln der leckeren Beeren den Experten zu überlassen und sich ganz und gar ihrer eigentlichen Berufung zu widmen. Hühnerfedern und Tinte, das sollten fortan ihre Werkzeuge sein, die Menschheit mit Licht, Liebe und – naja indirekt – Prosecco zu beglücken. So war es bestimmt!

Hühner allerdings, sind durchaus streitbar und picken sehr gemein, weshalb die Beschaffung der Federn den Experten übertragen werden musste. Bald jedoch, ausgerüstet mit diesen göttlichen Utensilien, begannen sie ihre Mission mit Eifer und Ausdauer zu erfüllen, schrieben und schrieben und schrieben über Jahrhunderte – ach Jahrtausende, ohne Unterlass, ohne je den Mut zu verlieren

– bis zum heutigen Tage.

So setzt euch nun auf ein bequemes Sofa, bedecket euren Körper mit einem kuscheligen Fell und nehmt eines ihrer Bücher zur Hand, um das Licht der Erleuchtung zu erfahren, tiefe Liebe zu erleben und – das gehört eben auch dazu – einen Prosecco zu genießen.

Sinakaii Cheops,

neunte Reinkarnation des allseits geliebten, großartigen Pharao‘s Cheops dem uneingeschränkten Herrscher über Unter- und Oberägypten.