Der Gott der Morgenröte – Zweiter Teil

Der Gott der Morgenröte – Zweiter Teil

19. November 2019 1 Von Sinakaii Cheops

Aufgrund der vielen, positiven Fanpost die ich für den kleinen Auszug aus meinem Roman „Der Gott der Morgenröte – eine Liebesgeschichte“ erhalten habe, möchte ich mich bei den weit über einer Million Einsendern recht herzlich bedanken und die Gelegenheit wahrnehmen, eine weitere Szene daraus zu bloggen. Eine Szene die mir zutiefst am Herzen liegt. Es ist der zweite Tag mit der zukünftigen Großkönigin Dörthe, meiner großen Liebe! Gestern lernten wir uns kennen und lieben, heute ist schon wieder Alltag.

Wir schreiben das Jahr 2.618 vor Christus. Die Morgensonne streift über den Palast des Pharaos in Memphis, der Hauptstadt Ober- und Unterägyptens. Ich, der lässigste und durchtrainierteste Pharao aller Zeiten, stehe hinter dem Tresen der Außen-Bar meines Palastes. Ich durchsuche die Fächer unter, neben, über der Spüle.

Wogenden Schrittes nähert sich Dörthe.

„Hallo Sini.“

„Hallo Dörthi.“

„Alles o.k.?“

Ich schaue auf. „Ach, ich suche nur das verfickte Eis. Weißt du wo das ist?“

„Machst du dir einen Caipi? Machst du mir auch einen?“

„Ah, Ossiris sei Dank!“, ich ziehe einen Lederbeutel mit Eisstücken unter dem Tresen hervor. „Die waren aber mal gut versteckt!“

Dörthe gähnt und lässt ihren Blick gelangweilt über die Poollandschaft schweifen. „Du Sini. Was macht denn ein Pharao so den ganzen Tag? Außer Caipi-trinken und Bauch-Beine-Po meine ich.“ Ich zerstampfe die Eisbrocken. „Ach, da gibt es viel. Mir ist eigentlich nie langweilig.“

„Und was denn so?“

„Naja, also vorgestern zum Beispiel – könntest du mir gerade die Limetten rüberreichen – Danke – also vorgestern zum Beispiel, da habe ich gegen den assyrischen Großkönig gekämpft, und seine Armee besiegt. Damit war ich den ganzen Tag beschäftigt. Hab ich quasi ganz alleine gemacht.

„Ähä, Ähä“, hüstelt es laut vernehmlich hinter mir.

Walter steht überraschenderweise da. Ich hab ihn gar nicht kommen hören. Walter ist Oberkommandierender meiner Streitkräfte. Walter ist ein nubisches Kampfkamel mit 800 kg reiner Muskelmasse. Er ist auch schon etwas älter. Kriegt schon die ersten grauen Haare. Heute allerdings treten diese in den Hintergrund. Zu sehen sind vielmehr dutzende frischer Schnittwunden am Körper, den Beinen und dem Hals.

„Was denn?“, frage ich ihn.

„Du alleine?“, fragt er mich.

„Ja, ich! Quasi alleine.“

Walter neigt den Kopf. „Ach, und die vielen Hundert feindliche Soldaten, die ich niedergekämpft habe, die zählen nicht, oder wie?“

„Na, das ist halt nichts Besonderes“, stelle ich die Sache klar.

„Ach? Und im Schatten Datteln essen und kühles Wasser trinken das ist aber was Besonderes, oder was?“ wirft Walter verärgert ein.

„Ich hatte Hunger, was hätte ich denn machen sollen?“

„Mir im Kampf helfen zum Beispiel?“

„Jetzt komm mir nicht so. Ich hab ja schon ganz laut „Zum Angriff“ geschrien, so laut, dass ich mir da fast was an den Stimmbändern geholt hätte.“

„Und dann hast du dich unter den Baum gesetzt und deine Brotzeit ausgepackt.“

Ich schütte mir die Eiswürfel ins Glas und fixiere Walter mit dem strengen Blick des Pharaos. „Zu diesen Zeitpunkt der Schlacht, da war ich schon erschöpft und verletzt – meine Stimmbänder. Soll ich vielleicht meine Stimme ganz verlieren, oder was?“

Walter hält meinem Blick stand. „Ein kleines bisschen hättest du mir aber trotzdem helfen können!“

„Woher sollte ich denn wissen, dass du Hilfe benötigst“.

„Als die zweihundert Mann der assyrischen Garde auf mich einprügelten, hat es da nicht so ausgesehen, als ob ich Hilfe benötigen würde?“

Ich nehme einen tiefen Schluck aus meinem Glas. „Also ehrlich gesagt: Nei!. Und du hast ja auch nichts gesagt.“

Walter schüttelt den Kopf. „Und als die assyrische Reiterei mit ihren Lanzen auf mich eingestürmt ist?“

„Darüber wollte ich eh mit dir reden. Das war nämlich leider gerade ein schlechter Zeitpunkt, ich hatte jede Menge spitzer Steine im Stiefel. Ich hab mir da aber echt überlegt, ob ich nicht eingreifen soll.“

„Sini“, ruft Dörthe, „gibst du mir jetzt mein Caipi?“

„Du hast nichts, aber auch gar nichts zum Sieg über die Assyrer beigetragen“, ruft Walter.

Ich richte mich kerzengerade auf. „Was? Ich habe nichts zum Sieg beigetragen? Ich habe die intellektuelle Führung innegehabt. Die ganze Zeit! Du hast nichts als Muskelkraft beigesteuert. Aber ich, ich bringe den Intellekt ein. Das ist der Unterschied zwischen uns beiden.“

„Sini“, unterbricht mich Dörthe „was ist jetzt mit meinem Caipi?“ Ich schiebe ihr den Caipi rüber. „Ich sag dir jetzt mal was Walter. Weißt du warum ich der Pharao bin und du nur das Kamel?“

„Ach rutsch mir doch den Buckel runter“, Walter wendet sich ab. „Weißt du was du Superpharao, ich gehe jetzt zurück in den Stall. Wenn du mich suchst, dann weißt du ja wo du mich findest“.

„Natürlich weiß ich wo ich dich finde“, brülle ich. „Du bist das Kamel. Du bist im Stall Und weißt du wo ich residiere? Im obersten Zimmer des Palastes! Ich bin der Pharao!“

Walter verschwindet.

„Apropos oberstes Zimmer des Palastes“, sagt Dörthe, am Caipi saugend. „Du schnarchst.“ Mit dem Zeigefinger rührt sie im Glas. „Ich hab deine Sachen runtergebracht in den Keller. Ins Gästezimmer. Dort ist es bei der Hitze auch schön kühl. Du hast ja hoffentlich nichts dagegen?“

Ich nehme einen riesigen Schluck „Also dieses verdammte Kamel, so was von undankbar, das gibt es doch gar nicht.“

Natürlich haben Walter und ich uns bald wieder ausgesöhnt und noch viele erfolgreiche Schlachten zusammen geschlagen. In Wirklichkeit ist Walter ja auch Prachtkerl, er tut nur immer so, als wäre er so wichtig! Dabei ist er ja nur ein Kamel. Und nicht mal ein besonders Junges!