Erklärung des Herrn Franz B.

Erklärung des Herrn Franz B.

15. Dezember 2019 0 Von Daniel Bühler

Eine Satire:

Eine Unterschrift. Die WM 2006. Ein brisantes Schriftstück, das vor einigen Jahren auftauchte und den Verdacht des Stimmenkaufs bei der Vergabe befeuerte. In dem Schreiben sollen dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner aus Trinidad und Tobago irgendwelche Vorteile zugesichert sein worden. Es trug die Unterschrift des Chefs des Organisationskomitees Franz Beckenbauer. Der aber erklärte damals, dass er solche Sachen immer blind unterschrieb, ohne zu wissen, was darin stand.

Ich habe jetzt eine Erklärung eines gewissen Herrn Franz B. gefunden, der wohl auch mal was blind unterschrieben hat. Wer das ist, weiß ich nicht, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig. Ach ja, der Herr Franz B. ist wohl irgendwo aus Bayern. Man möge sich also vorstellen, dass die Erklärung mit einem bayrischen Akzent verlesen wird.

Erklärung des Herrn Franz B.

Ja, selbstverständlich hab ich unterschrieben, was man mir so hingelegt hat, ich bin äh … der Kaiser! Da unterschreibt man halt, was man so vorgelegt bekommt.

Das ist historisch schon so gewesen, dass der Kaiser unterschreibt, wenn einer was von einem will.

Schauen sie, der Kaiser Wilhelm da – ja, der hat auch unterschrieben … blanko sozusagen, hat der unterschrieben; 1914, jaja.

Was? Was sagen sie? Für einen Österreicher hat der unterschrieben? Ja, richtig, richtig. Der Herr Jack Warner ist ja sozusagen der Österreicher der Karibik, genauso … braun.

Ich meine, klar hätte man wissen können, dass bei den Kaisern am Ende nur a Schmarrn rauskommt … Richtig, richtig, alles Raubritter! Alles Raubritter, diese Hohenzollern … oder waren das die Habsburger? Ja, äh, Herrschaften, was haben die denn schon geleistet – außer heiraten?

Egal!

Und deswegen hab ich auch immer geschaut, dass ich nicht sowas unterschreibe wie der andere Kaiser da. Wie heißt er noch gleich? Der äh … Hindenburg, ja, der Kaiser Hindenburg, der hat ja auch alles unterschrieben. Du, der hätt a Blatterl – nein, nein, nicht der Sepp Blatterl –  also der Hindenburg, der hätt a Blatterl Klopapier unterschrieben, wenn’d ihm eins higlegt hättst. Ja, mei lieber Mann …

Ich habe also immer darauf geachtet, alles ist gut, hab ich gesagt – du Franz, hab ich gesagt, alles ist bestens, so lange du nicht unterschreibst, dass dieser andere Österreicher … Wie heißt der noch gleich, der Herr … äh …? Wie war jetzt gleich der Name? Nein, nein, nicht der Strache. Also, solange du nicht unterschreibst, hab ich mir gesagt, dass du wie der Kaiser Hindenburg einen Herrn Hitler zum Reichskanzler machst, so lange ist … alles in Ordnung.

Und – Herrschaften! – schauen sie, was ist denn schon passiert. Ich meine, schauen sie, der Kaiser Wilhelm, der hat unterschrieben und … der erste Weltkrieg ist ausgebrochen. Und der Kaiser Hindenburg, ja, als der unterschrieben hat, ist der zweite Weltkrieg ausgebrochen … also a bisserl danach – aber durchaus.

Als ich da unterschrieben habe, da … ja da ist … das erste Sommermärchen ausgebrochen. Ich habe also sozusagen wieder gutgemacht, was die Österreicher also verbockt haben. Ja und Weltmeister sammer auch noch worn! Also a bisserl danach – aber durchaus.