Wütende Bisse

Wütende Bisse

14. Juni 2020 0 Von Luna Day

Heute habe ich die Nebengeschichte „Wütende Bisse“ für euch. Es geht um Jessica, die es nicht so toll findet, das Solta sich der Gruppe anschließt.

Wütende Bisse

Sie nervte mich so sehr und brachte uns in Gefahr, genauso wie diese dumme Was-weiß-Ich aus ihrer Familie. Evelin – gegen sie konnte ich nichts machen, aber gegen Solta konnte ich vorgehen. Doch wie Evelin zuvor war sie ein Wertier, das die anderen schnell um den Finger wickelte. Mutter hatte mir erzählt, wie Evelin es damals geschafft hatte und dabei fast unser Rudel fast ausgelöscht hätte. Nur wenige überlebten den hinterhältigen Angriff ihrer Familie. Dumme Hinterwäldler, sollten sie doch alle in ihrer Scheune bleiben und aussterben.
Leider stand auch meine Mutter nach kurzer Zeit schon auf Soltas Seite. Warum weiß ich nicht? Sie meinte nur: „Lerne sie doch kennen.“ Keiner wollte es wirklich wahrhaben, aber diese Jaguar-Tussi brachte uns ins Verderben. Sie stank mehr als alle anderen Katzen und ihr unschuldiges Gehabe, es nervte mich.
„Was schaust du schon wieder so übelgelaunt?“, fragte Chris mich. Ihn hatte sie auch eingewickelt, vielleicht war es auch, die Tatsache, dass Lorcan sein bester Freund war und dieser dumme Kater meinte, sich in sie zu verlieben. Ein Wolf und ein Kater Freunde, eine absurde Konstellation. Doch so war es nun mal, in diesem Rudel war jeder willkommen, egal, welcher Spezies er angehörte. Wir hatten alles, vom kleinen Nager, wie etwa Mäuse, bis hin zu Grizzlybären. Eine Zeitlang begleiteten uns sogar Krokodile, Gorillas oder ein Nashorn. Mich wunderte es also nie, wenn irgendjemand Fremdes auf einmal in unserer Küche stand. Aber keinen davon wollte ich so sehr loswerden wie Solta, allein dieser Name verursachte mir Magenverstimmungen.
„Nichts“, knurrte ich Chris an.
Er ließ nicht locker und stupste mich in die Seite. „Komm schon, du kannst es mir sagen.“
Ich verdrehte die Augen. Meinte er etwa, weil wir die einzigen Wölfe in unserem Alter waren, dass er sich aufspielen konnte?
„Lass das.“
Ihr Geruch kam mir in die Nase, sofort ließ ich mein Fell sprießen und verwandelte mich. Als Solta, Lorcan und Lily in die Küche traten, knurrte ich.
„Jessica“, ermahnte mich Lily mal wieder. Die Tigerin, sie war von Anfang an total verzückt von Solta. Ich ging an dem Pärchen vorbei und schnappte nach Solta.
„Jessica“, fauchte Lily. Ich ging lieber, lebensmüde war ich nämlich nicht.
„Sie beruhigt sich auch noch“, flüsterte Lorcan Solta zu. Am liebsten wäre ich zurück und hätte sie richtig gebissen. Sie hatte aber die Ältesten auf ihrer Seite und das könnte für mich böse Folgen haben. Mir musste etwas anderes einfallen.

„Jessica, Essen“, rief meine Mutter. Wir waren schon wieder weitergezogen, auf der Flucht wegen dieser Katze. Wieder einmal hat sie es geschafft, dass ich sie noch mehr hasste, zu meinem Glück ging sie mir aus dem Weg. Doch wenn es sich nicht vermeiden ließ, wie zu den Mahlzeiten, saßen Lorcan und Lily direkt neben ihr.
Ich griff nach dem Teller. Auch wenn ich keinen Hunger hatte, schaufelte ich mir das Fleisch auf.
„Das solltest du nicht essen“, sagte die Jaguar-Tussi zu mir.
„Ach, und warum nicht?“
„Es riecht nach Wolfswurz, es ist für uns Katzen.“
„Denkst du, du bist was Besseres“, knurrte ich sie an und biss in das Stück, vor dem sie mich gewarnt hatte. Mein Hals brannte, nachdem ich den Bissen hinuntergewürgt hatte. Ich hatte keine Kontrolle mehr über mich und verwandelte mich im Minutentakt, alles tat mir weh.
„Gras, Petersilie und Salbei, schnell!“, hörte ich sie. Keine Ahnung, wen sie meinte, und gerade war sie mir auch egal. Es brannte jetzt in meinem Magen. Es wurde fast unerträglich. Meine Ohren vernahmen keinen Ton mehr, meine Nase war zu und vor meinen Augen war es dunkel. Etwas Kaltes glitt mir die Kehle Hinunter und ich schlief erschöpft ein.

Als ich meine Lider aufschlug, saß sie neben mir und lächelte mich an. „Geht es dir besser?“
„Verzieh dich!“
Traurig stand sie auf. „Du solltest den Salbei noch trinken, es beruhigt die inneren Verbrennungen.“ Sie machten einen Schritt zur Tür.
„Warum hast du das getan?“
„Auch wenn du mich nicht magst, respektiere ich dich.“ Sie machte die Tür zu und ließ mich allein.
„Sie hat dir das Leben gerettet“, sagte Chris. Ihn hatte ich nicht bemerkt. An die Wand gelehnt musterte er mich. „Das hätte sie nicht zu tun brauchen, keiner wusste Rat.“
„Sie hatte es bestimmt vergiftet.“
„Aidan hatte es geholt, für die Katzen“, gab er leicht wütend von sich. „Du magst sie nicht, schön, aber hör auf, sie als das Böse zu sehen.“
„Sie bringt uns Unglück!“
Er stieß sich von der Wand ab. „Weißt du, Jessica, ich war da auf der Farm, um sie zu retten. Ich habe gesehen, was sie ihr angetan haben. Sie hat es verdient, da raus geholt zu werden, und wenn du Evelin ein einziges Mal zugehört hättest, wirklich zugehört, dann wüsstest du auch, vor was wir sie beschützen.“
Er kochte vor Wut, das roch ich. Dass er die Tür regelrecht hinter sich zuwarf, war nur ein weiterer Beweis.

Am Abend sah Solta nach mir, brachte mir ein neues Glas mit dem Salbei-Wasser. Ich hatte viel nachgedacht.
„Danke“, sagte ich nun. Sicherlich konnte ich sie jetzt nicht mehr hassen, aber beste Freunde würden wir beide auch nie werden.
„Gern“, antwortet sie sichtlich erleichtert und ging wieder hinaus.

 

 

Seid gespannt auf die Anthologie, die dieses Jahr noch erscheint. Spannende, lustige und tolle Geschichten warten auf euch.
Lest die anderen beiden weiteren  Nebengeschichten zu Solta.