Alle Julius, oder was? Die Namen meiner Figuren

Alle Julius, oder was? Die Namen meiner Figuren

9. September 2024 0 Von Daniel Bühler

Darf ich vorstellen? Die Namen der drei Protagonisten meiner neuesten Geschichte: Gaius, Julius und Caesar!

Als Autor steht man schnell vor einer verdammt wichtigen Frage: Wie sollen die Figuren in meiner Geschichte nur alle heißen? Vor allem die Hauptfiguren!

Der Einleitungssatz ist nur Spaß. Denn ich würde niemals den Vornamen (Gaius), Nachnamen (Julius) und Beinamen (Caesar) des berühmtesten aller Römer für die Hauptfiguren einer Römergeschichte verwenden. Es sei denn vielleicht in einer Satire. Ich schreibe aber grundsätzlich eher dramatische, ernsthafte Erzählungen aus dem alten Rom. Auch wenn ich, je nach Plot, versuche, Humor in meinen Geschichten unterzubringen. Zudem wäre sicherlich eine der Hauptfiguren weiblich. Aber das Beispiel gibt einen Hinweis darauf, wie ich bei der Namensgebung meiner fiktiven Charaktere vorgehe.

Ich fand es als Leser immer wieder nervig, wenn sich in historischen Romanen die Namen der Figuren ständig wiederholen bzw. sie alle ähnlich klingen. Das liegt jedoch irgendwie in der Natur der Sache. Im Mittelalter hießen die Herrscher gefühlt alle Heinrich oder Friedrich. Und die alten Römer benutzten nur rund zwanzig männliche Vornamen. Frauen hatten zwar in der Frühzeit eigene Vornamen, erhielten später aber oftmals nur den Familiennamen (Gentilizium) des Vaters in weiblicher Form. Die Tochter eines Marcus Aemilius hieß Aemilia. Dazu fügte man zum Teil noch ein Major oder Minor, die Ältere oder Jüngere hinzu. Und in der Geschichte der römischen Republik tauchen auch immer wieder dieselben Familien auf, die in der Führung des Staates eine entscheidende Rolle einnahmen: Die Fabier, Cornelier, Claudier, Aemilier und Valerier. (Ja, es gibt auch noch ein paar mehr).

Dennoch ist es mein Ziel, die Namen meiner Protagonisten so zu wählen, dass sich möglichst keiner wiederholt. Angesichts der eher geringen Auswahl ist das kein leichtes Unterfangen. Und natürlich muss ich die Namen der realen historischen Persönlichkeiten, die als wichtige Nebenfiguren auftauchen, berücksichtigen. Auch hier tauchen die großen Familien immer wieder auf. Und schließlich: Gut klingen sollen die Namen meiner Protagonisten ja auch noch.

Daher benenne ich die Figuren in meinen Geschichten mal mit einen römischen Vor-, einem Zu- oder einem Beinamen. So vergrößere ich die Auswahl und vermeide hoffentlich Verwirrung. Zur Zeit der Republik setzte sich der Name eines männlichen Angehörigen der Oberschicht meist aus den genannten drei Bestandteilen zusammen.

In einer meiner Geschichten, die ich in diesem Jahr in einer Sammlung veröffentlichen möchte, habe ich die Tochter eines Steinmetzes Fabia genannt. Sie spielt dort keine große Rolle, ist aber dem Protagonisten wichtig. Daher wollte ich, dass ihr Name gut klingt, einprägsam ist und in der Geschichte kein zweites Mal vorkommt. „Fabia“ erfüllt meiner Meinung nach all das. Dann aber fragte ich mich, ob ein einfacher Bürger bzw. dessen Tochter zum Zeitpunkt der Geschichte, Mitte des dritten Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung, bereits Fabius/Fabia heißen konnte. Denn die Fabier gehörten, wie oben bereits angedeutet, zu den fünf bedeutendsten Familien der Republik, die zahlreiche Konsuln stellten. Kann ein einfacher Mann den Familiennamen eines der herausragendsten Geschlechter der Republik tragen?

Grundsätzlich ja, denn die Namen der bedeutenden Familien verbreiteten sich in der einfachen Bevölkerung durch Freilassungen und Bürgerrechtsverleihungen. Aber gilt das schon für so einen frühen Zeitpunkt in der Geschichte Roms?

Ich habe in diesem Fall einen Spezialisten für lateinische Onomastik (Namenskunde) um Rat gefragt. Er hat mir letztlich bestätigt, dass der Name Fabia auch für das dritte Jahrhundert vor der Zeitwende durchaus plausibel sei.

Bei manchen Figuren ist es zwar doch nötig, ihren vollständigen Namen bei ihrem ersten Auftritt zu nennen. Oft sind das die Hauptfiguren oder historische Persönlichkeiten. Doch im weiteren Verlauf beschränke ich mich dann auf den „Rufnamen“, den ich gewählt habe. Und ja, … Ausnahmen bestätigen die Regel. Am besten lest ihr es selbst in meiner Sammlung von Römergeschichten, die noch in diesem Jahr erscheinen wird.

Dort wird in einer Geschichte ein Gaius auftreten, in einer anderen ein Julius und in einer weiteren ein Gaius Julius. Einer von ihnen ist übrigens ein Hund.