Plotter or Pantser? Oder die Frage, ob man ein Leben plotten kann

Plotter or Pantser? Oder die Frage, ob man ein Leben plotten kann

3. August 2020 1 Von Julia Dietz

Plottest du noch oder schreibst du schon?

Die ewige Frage. Ich stelle sie mir bei jedem Projekt neu. Plotte ich die Geschichte oder schreibe ich einfach drauflos? Bin ich überhaupt ein richtiger Autor, wenn ich nicht plotte? Bin ich dann unprofessionell? Wie oft habe ich mich schon bei diesen Fragen in meinem Kopf erwischt.

Ich schreibe schon sehr lange und sehr lange habe ich gar nichts geplottet, sondern immer ausschließlich drauflos geschrieben. Dafür habe ich zwischendurch immer wieder gar nicht geschrieben. Im Nachhinein betrachtet, sind die Geschichten leider auch genau so geworden. Etwas ungeplant.

Meinen ersten Roman habe ich ebenfalls nicht geplottet und habe Jahre dafür gebraucht. Es fehlten Handlungsstränge, habe den Ort der Erzählung gewechselt, habe die Zeit in der es spielt gewechselt, habe ein ganzes Land gewechselt und ganz zum Schluss, was mir übrigens am schwersten gefallen ist, die Namen der Protagonisten. Heute frage ich mich, ob ich es schneller geschafft hätte, wenn ich mir Vorfeld bereits Gedanken dazu gemacht hätte. Oder brauchte ich die Zeit am Ende sogar? War das Ganze ein Prozess, der stattfinden musste? Als ich den allerersten Satz geschrieben habe, hatte ich nicht mal im Entferntesten daran gedacht, es einem Verlag anzubieten. Im Internet hochladen vielleicht schon. Dann wurden es immer mehr Sätze und irgendwann, da war ich schon ziemlich weit, hatte ich mir überlegt, es doch an Verlage zu schicken. Ich hätte es gerne anders gemacht, hätte gerne schon mit Anfang zwanzig gewusst, dass ich mal professionell Schreiben möchte. Doch ich war noch mit so vielen anderen Dingen beschäftigt, musste lernen mich von diesen vielen Dingen, Prinzipien, Lebensvorstellung zu verabschieden. Das hat fast ein Jahrzehnt gedauert.

 

Kann man sein Leben plotten?

Wann kommt welche Wendung? Was muss geschehen, damit ich genau dort hinkomme, wo ich hinwill? Gibt es Zufälle oder ist doch alles Schicksal? Schön wär´s. Im Roman gibt es keine Zufälle. Im wahren Leben, bin ich mir nicht so sicher. Bei mir funktioniert es jedenfalls nicht, mein Leben zu plotten. Wenn ich Pläne mache, kommt es garantiert anders. Aber wenigstens meine Geschichten kann ich planen. Und seit meinem zweiten Roman tue ich das auch.

Die Methoden

Ich habe schon so einiges ausprobiert, von Mindmapping über Schneeflocke bis zur Heldenreise in 12 Akten, habe mir Bücher dazu gekauft und Kurse besucht. Und alles funktioniert bei mir doch nur bedingt. Vielleicht fragst du dich gerade, welche Methoden es sonst noch gibt, hier ein paar davon:

 

  • Drei-Akte-Struktur (Anfang, Hauptteil, Schluss)
  • Fünf-Akt-Modell (Drei-Akt plus zusätzlichen Konflikten)
  • Sieben-Akt-Modell (mehrere Wendungen führen zu diesem Modell)
  • Heldenreise
  • Lester Dents Masterplotsystem (für Pulp Fiction)

 

Plotten oder nicht plotten?

Gerade schreibe ich an einem neuen Projekt, dass ich total vorgeplant habe. Ich habe versucht jedes Kapitel zu plotten, den Ablauf, welche Charaktere vorkommen und wie sich die Spannung aufbauen soll. Hat trotzdem nicht funktioniert. Die Figuren machen, was sie wollen und der Plot ist mir jetzt plötzlich viel zu langweilig. Und dann ist sie wieder da, die Frage in meinem Kopf: Bin ich deshalb kein richtiger Autor? Bin ich unprofessionell, weil ich nicht plotte oder mich – noch schlimmer – nicht an den geplanten Plot halte?

Mittlerweile weiß ich eine ausgeplottete Geschichte engt mich ein, aber ganz ohne geht es auch nicht. Plotten beschleunigt den Prozess. Darum habe ich für mich eine Zwischenlösung gefunden. Grob plotten! Die wichtigsten Meilensteine festlegen. Vorab ein paar Probekapitel schreiben, die wichtigsten Charaktere ausarbeiten und dann los. Funktioniert für mich.

Und was funktioniert für dich? Plotter oder Pantser? Finde es heraus.