Rezension – ja, oder nein?

Rezension – ja, oder nein?

24. Juni 2019 0 Von Christine M. Brella

Ja, ich habe sie gelesen: Lunas Mia Geschichten, Julias „Glitzernde Nächte“, Katharinas „Nscho-tschi und ihre Schwestern“ und zuletzt RebeccasDie Farbe des Saris“.

Und nein, normalerweise lese ich keine Kindergeschichten, keine Romane über schwule Jungs, keine Literatur über Literatur und auch keine Frauen-Kultur-Romane.

Ich habe sie gelesen, weil ich die Autorinnen kenne und weil ich neugierig war, wie sie schreiben und über welche Themen sie schreiben.

Was soll ich sagen: Obwohl ich jedes einzelne Buch normalerweise im Buchladen hätte stehen lassen, hat mich jede einzelne Geschichte verzaubert.

Wie schade, dass noch unbekannte Autoren, die bei kleineren Verlagen veröffentlichen oder, die Veröffentlichung mit all ihren Kosten und Mühen sogar selber in die Hand nehmen, kaum eine Chance haben, von ihren Lesern gefunden zu werden. Normalerweise schreibe ich wirklich selten Rezensionen bei Amazon und drücke auch wirklich ungern bei Facebook auf den Like-Button. Wer weiß, was mit meinen Ansichten passiert? Was macht die Datenkrake mit den Informationen? Wähle ich bei der nächsten Wahl plötzlich eine Partei, die ich gar nicht gut finde? Oder landen die Infos direkt bei meinem Arbeitgeber? Und wäre das schlimm?

In dem Fall ist mir das alles wert – die Autoren haben es verdient gelesen zu werden und die Leser haben verdient diese Schätze zu entdecken. Jetzt bin ich ja aber befreundet mit ihnen, sonst hätte ich von den Büchern wahrscheinlich nie etwas erfahren. Sollte ich überhaupt als Freund eine Rezension schreiben? Denn in der Self-Publisher-Bibel steht, dass es sogar schlecht ist, wenn Freunde und Familie Bewertungen abgeben, weil Amazon-Algorithmen den Zusammenhang erkennen und die Rezension wieder löschen und weil mögliche Leser solche Kommentare ebenfalls als Freundschaftsdienst identifizieren und sich davon eher abschrecken lassen.

Wie soll aber jemand von den Büchern erfahren, wenn er den Autor nicht kennt und wie soll der Autor bekannt werden, wenn keiner sein Bücher kennt? Und warum ist meine ehrliche Meinung nichts wert, nur weil ich ein Freund bin? Klar will ich auch nicht, dass ich durch Fake-Bewertungen zu einem Kauf animiert werde, über den ich mich am Ende ärgere. Aber wäre das bei diesen Büchern der Fall? Sicher nicht! Ich bin wirklich begeistert von ihnen! Und ich finde wirklich, dass auch alle anderen die Möglichkeit bekommen sollten, das selbst heraus zu finden. Kauft nicht jeder lieber einen Artikel, den andere schon gemocht haben? Weil dann das Risiko geringer ist?

Wie auch immer – so oder so – ich finde meine Meinung zählt auch! Obwohl ich ein Freund bin! Und obwohl ich die Bücher normalerweise nie gelesen hätte! Ich schreibe die Rezensionen – auch wenn mich die Datenkrake findet! Ich schreibe meine ehrliche Meinung! Und meine ehrliche Meinung ist: Die Geschichten sind wirklich gut! Und ich kann sie jedem weiter empfehlen!