Lorcan

Lorcan

25. Oktober 2020 0 Von Luna Day

Lorcan ist die letzte Nebengeschichte zu Solta vor der Veröffentlichung.
(Vielleicht habe ich weitere Geschichten in meinem Kopf)

Kurzes Update zu unserer Anthologie:
Das Cover steht und ist der Hammer.
Der Buchsatz bekommt einen feinschliff.
Und wir alle sind schon hibbelig <3

 

Jetzt viel Spaß mit dem Panther Lorcan <3

 

Lorcan

Meine Mam war eine von ihnen, genauso wie meine Großeltern. Diese Gruppe von Wertieren umfasste damals nur Großkatzen. Nach und nach kamen andere dazu. Erst waren es Wölfe, dann Bären, inzwischen waren wir so verschieden, dass wir auch verschiedene Anführer brauchten. Das letzte Wort hatte aber Aidan. Er war nicht der Älteste oder der Stärkste, und doch sahen wir alle zu ihm auf.
Als ich damals hörte, dass wieder wir Richtung Mexiko unterwegs waren, hatte ich mich gewundert. Ein Vorfall vor meiner Geburt hatte dafür gesorgt, dass wir dieses Land nicht mehr aufsuchten. Vielleicht wurden wir wegen des Vorfalls zu mehr Vorsicht gedrängt und mussten mehr auf Patrouille gehen.

Schon als ich Soltas Geruch wahrnahm, war ich fasziniert von ihr. Es war etwas Freies und vollkommen Natürliches. Dann sah ich sie. Ihr Blick war so neugierig auf alles gerichtet. Wie sie in Trance reckte sie ihre Nase immer wieder in die Luft, um die verschiedenen Düfte zu erschnüffeln. Bei jedem Neon-Schild strahlte sie wie ein Jungtier. Wie bedacht sie vorging! Ich konnte es mir nicht verkneifen und überholte sie immer wieder, um sie zu beobachten und schlussendlich mit ihr ins Gespräch zu kommen.
Ich hatte noch nie so jemanden erlebt wie sie, so sanft und schlau und dann wieder so unwissend. Wie ihre Verwandlung. Sie hatte Schmerzen, starke sogar und ich wusste nicht, wie ich ihr wirklich helfen sollte. Eigentlich hätte ich da schon merken müssen, dass es mehr war, was ich empfand. Denn es tat mir selber weh, sie so leiden zu sehen.

Als ich sie zurückbringen musste, wollte ich sie eigentlich nicht gehen lassen. Ich musste darauf vertrauen, dass sie wiederkommen würde. Immer kleiner wurde sie, nicht einmal sah sie zurück.
„Sie wird wiederkommen“, sagte Aidan. Ich hatte nicht gewusst, dass er mir gefolgt war.
„Denkst du wirklich?“
„Ach, ihr Jungtiere seid so unwissend“, gab er lachend von sich. Mit gerunzelter Stirn blickte ich zu unseren Rudelführer.
„Glaube mir.“ Er legte seine Hand auf meine Schulter. „Sie wird wiederkommen.“
„Wann?“
„Das kann ich dir nicht sagen.“ Er blickt hinter sich. „Wir können nur hoffen, dass sie früh erkennt, was dort vor sich geht.“
Ich sah in die Richtung und erkannte die Ohren eines Pumas. Noch nie hatte ich Evelin draußen gesehen. Ich wusste, dass sie eine Wilde war, darum hatte ich Solta zu ihr gebracht, um ihr zu helfen, Evelin verstand, von was sie sprach. Ich wollte nicht, dass Solta so litt.
„Sollte ich nach?“
„Nein, halte dich versteckt. Die Vögel werden ab und zu nach ihr sehen.“
„Danke“, hörte ich Evelin. Was bedeutete ihr Solta?
„Lasst uns heim“, sagte Aidan. Auch wenn es kein Befehl war, kam doch seine Autorität durch, sodass ich sofort folgte.
Ich verwandelte mich in meine Panthergestalt und blickte mit meinen Katzenaugen über das Gras, ich hoffe, sie noch mal zu sehen, aber sie war schon verschwunden.

Jeden Tag nervte ich die Späher, sie schüttelten aber nur den Kopf. Etwa eine Woche Später, aber kam einer angeflogen. „Sie ist unterwegs.“
Ich sprang auf. „Heute, das ist ein Zeichen!“, rief ich aus.
„Freu dich nicht zu früh“, sagte Evelin. „Geh und hole sie.“ Dieses brauchte sie mir nicht zweimal zu sagen. Aidan lachte, als ich an ihm vorbeirannte. Der Weg war mir zu lang bis zum Stadtrand, ich hatte Angst, dass ich sie verpasste. Doch als ich ankam, wo ich sie verabschiedet hatte, wehte der Duft von ihr schon zu mir. Ich presste meinen Körper auf die Erde, hoffte, dass der Schatten des Hauses und das Gras mich versteckte. Doch ihr Blick fiel auf mich. Verspielt sprang sie auf mich. Von kleinen Kätzchen kannte ich diesen Spieltrieb und eigentlich war ich zu alt dafür, aber Solta forderte mich auf und dies konnte ich mir nicht entgehen lassen. Neckisch biss ich ihr ins Ohr und lief vor. Spielerisch kamen wir immer höher. Immer wieder sprang sie über mich, um mich herauszufordern, bis wir den Balkon erreicht hatten. Erstaunt bemerkte ich, dass ihre Verwandlung um einiges Schneller verlief und sie weniger schmerzte.
„Ich habe geübt“, sagte sie verschämt.
„Das sieht man.“ Ich öffnete die Tür und ließ sie eintreten. Auch hier war sie entspannter, nicht so ängstlich und schüchtern als zuvor. Kaum wiederzuerkennen. Ich fragte mich, wann sie bemerkt, dass sie zu uns, aber vor allem zu mir gehörte.

 

 

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