Eine Neujahrsgeschichte
Sie zieht die Schublade auf und schließt sie sofort. Die Dose mit den Erdnüssen muss hier sein. Manchmal vertut sich Sophie mit den Fächern. So lange du noch weißt wie du heißt, ist es kein Alzheimer, sagt die Schwiegertochter immer und das ist beruhigend, zumindest für den Moment.
Maries Enten
Maries Enten entstand durch eine Schreibanregung in der VHS Augsburg mit Katharina Maier. Drei Dinge sollen in einem Text vorkommen. Eine rote Ampel, eine himmelblaue Quietsche-Ente und ein zu früh gefallenes Blatt.
Der letzte Tag
Der letzte Tag Verregnetes Grau Nackte schwarze Bäume Ein Rabe flattert Ich habe Angst zu sterben Große schwarze Flügel drücken, dem Boden so nah in diesen zwei Welten die Sonne herab Ich könnte fliegen Alles ist bereit Ich könnte Aus poetischer Sammlung zum Thema Depression/PTBS. Nessa Hellen.
Die Sterne
Wenn es zu still ist
und das Schweigen der Nacht über mir hängt
finde ich keinen Schlaf
Ich habe keine Macht euch zu verlieren
aber ihr werdet es tun
Und ich bin jenige die sich verliert
die verloren ist
Splitter
Es vergeht bald, es zerfließt wie die Sonne hinter den Dünen Und die Nachtluft wird mein Herz lüften Der Regen der vom dunklen Himmel fällt wird es weg waschen Zittern Während ich versuche mir eine Kippe anzuzünden bevor die Flamme im Wind erlischt Ich bin ein ehrlicher Mensch. Wenn auch sehr düster. Immer zu weit…
Isabell rennt mit den Wölfen
Isabell rennt mit den Wölfen. Jede Nacht. Sie heult mit ihnen. Da draußen. Über den dunklen Hügeln. In einem Wald aus Dornen und Schlingpflanzen. Sie versteckt sich dort, in einem Verschlag, unter dicken Baumwurzeln, wühlt sich in die Erde, in die kühle und schattige Welt die nach Moos und Kiefern duftet.
Erfinden wir einen neuen Namen für diese Stadt…
Vor zehn Jahren zog ich von einem kleinen Ort nach Augsburg. Ich ließ meine damalige Beziehung und meinen Job zurück, um in der Stadt einen neuen Anfang zu finden. Augsburg. Das klingt nicht weit weg, eine halbe Stunde Autobahn um genau zu sein. Ich schwamm im Eiskanal, durchforstete die Badestellen am Lech, machte Radtouren von…
Paradies.Economy.con – Mein Anthologie-Text
In virtuellen Welten leben. Wie krass wäre das? Als Krieger, Amazone, Superheld oder als großer, weißer Hase in Lederhosen. Und ich meine nicht mit Hilfe einer virtuellen Brille. Sondern tatsächlich. Stellt euch vor, es gäbe eine Welt, in der man alles sein kann was man will, alles haben kann was man will. Es gäbe keine…
Die Auftragsfirma
Die Auftragsfirma Nicolais Sneaker quietschen auf dem laminierten Boden, bis er auf Teppich geht. Es riecht nach Putzmittel. Am schlichten Tresen sitzt niemand. Eine Uhr tickt. Sonst ist es still. Er lehnt die Krücke an die Wand und stützt sich ab, fährt sich durch die Haare, spürt kalten Schweiß auf seiner Stirn. Der Riemen von seiner…