Fantasy, Sexismus light & mein eigenes Schreiben

Fantasy, Sexismus light & mein eigenes Schreiben

9. Mai 2021 0 Von Katharina Maier

Wie komme ich denn auf einmal auf dieses Thema? Schuld ist der #Chronistentum auf Instagram, der an diesem 1. Mai-Wochenende das Thema „Sexismus in High Fantasy“ zum Thema macht.

Nebenbei: Wer von euch auf Instagram ist und sich für imaginative Literatur interessiert, dem/der kann ich nur empfehlen, diesen Hashtag zu abonnieren. Jedes zweite Wochenende werden da wirklich spannende Themen zur Diskussion gestellt, und die verschiedenen Beiträge sind so vielseitig wie interessant.

Ich beteilige mich gerne daran, auch wenn ich momentan eher im Bereich Future Fantasy als High Fantasy schreibe (und einen Urban-Fantasy-Roman in den Startlöchern habe, aber das ist eine andere Geschichte). Doch diesmal hat mich die Frage bzw. die Themenstellung vom #Chronistenturm auf abseitige Pfade geführt, die mich über mein eigenes Schreiben nachdenken ließen.

Und so möchte ich den Blog der Schreiber und Sammler zum Gedankensammeln nutzen. Ich hoffe, was dabei rauskommt, ist auch für euch interessant. 🙂 Ready? Let’s go!

Sexismus und Fantasy

Für den Anfang bleiben wir aber doch noch mal kurz beim gestellten Thema. Dass Fantasy als Genre und als Fandom eher selten auf Leute ausgerichtet ist, die nicht männlich, heterosexuell, weiß und cis sind (das Übliche halt), ist nichts Neues.

Keine Sorge, die anderen Leser und Fans sind natürlich „mitgemeint“ und dürfen sich an den fantastischen Abenteuern, epischen Heldentaten und weltrettenden (Männer)Freundschaften miterfreuen – zumindest solange, bis sie halt nicht mehr mitgemeint sind und gewisse Gruppen aus den Fantasy-Fandoms sich wahnsinnig darüber echauffieren müssen, dass die Mädchen jetzt auch mitspielen wollen. Und vielleicht auch noch ganz andere sich mit in den Sandkasten setzen!

Diese lautstarken Nörgler, Ewig-Gestrigen, und Das-ist-mein-Sandkasten-Brüller sind in der Minderzahl und werden immer weniger. Das glaube ich ganz ehrlich. Nur geht’s halt ein bisschen arg langsam und zäh, bis wirklich alle, alle mitspielen dürfen, ohne dass sich der Rest ganz furchtbar darüber aufregen muss. Und in der Zwischenzeit kann’s auch ganz schön gemein und hässlich werden.

Sexismus in Fantasy-Fandoms kann widerlichste Züge annehmen. Das will ich an der Stelle gesagt haben, weil es bei diesem meinem Gedankensammeln darum nicht gehen soll – nicht um Ausgrenzung, Beschimpfung, Ausbeutung und Bedrohung nicht-männlicher Fans. Das ist Stoff für einen anderen Beitrag (wenn’s mich mal jucken sollte, versprechen tu ich nix 🙂 )

Frauen in Fantasy

Und da gab und gibt es in der Fantasy natürlich die althergebrachten Probleme und Rollenklischees. Die Männer vollbringen die Heldentaten, Frauen werden gerettet, geliebt und geheiratet und dienen als Belohnung für den Helden, der seine Heldentaten vollführt hat.

Nein, das ist unfair. Es gibt natürlich auch die total tolle Kriegerin, die alle niedermäht und alle Heldentaten vollbringt und so richtig was drauf hat. Meistens ist das mit einer fast unmenschlich zynischen Kaltschnäuzigkeit verbunden oder aber gepaart mit einer eben so unmenschlich anmutenden kindlichen Naivität, die einen köstlichen Kontrast zu der Tödlichkeit der weiblichen Kampfmaschine darstellt.

Ganz ehrlich, irgendwann war dieser kriegerische weibliche Archetyp bestimmt mal originell, aber ich verdrehe nur noch die Augen, wenn mir wieder mal eine Superkriegerin über den Weg läuft, die nicht weiß, was Emotionen sind, weil sie entweder absolut gefühlskalt ist oder ein reines (meist von Männern geschaffenes) Wesen, dessen Gemüt noch von keiner Empfindung befleckt wurde. Meh.

Und dann sind da natürlich noch die Kriegerinnen, die beim Kämpfen knappeste Kostüme tragen, welche als Rüstung getarnt daherkommen, aber einfach nur lächerlich sind. Und so was von nicht realistisch. Drei strategisch platzierte winzige Dreiecke halten weder warm noch schützen sie vor Schwerthieben oder Pfeilschüssen.

Aber das stört mich ehrlich gesagt gar nicht so sehr. Ich finde das albern und muss darüber lachen, was nicht unbedingt dazu beiträgt, dass sich die fragliche Fantasy-Welt für mich echt anfühlt. Ich glaube jedoch, das eigentliche Problem besteht darin, wenn weibliche Wesen in Fantasy-Romanen nicht als wohlgerundete Figuren geschrieben werden – nein, ich meine vollausgebildete Persönlichkeiten, nicht mit wohlgerundeten Körperformen!

Frauen aus der Fantasie

Denn das ist auch eine Art von Sexismus: Männer in Abenteuergeschichten – ich will das gar nicht ausschließlich auf das Genre Fantasy beschränken – kommen zwar auch als Archetypen daher, aber diese Archetypen decken eine viel größere Bandbreite ab als die weiblichen. So wirkt es jedenfalls oft. Wie gesagt: Es wird schon besser. Aber schaut mal genau hin, wie viel Zeit und Aufwand darauf verwendet wird, die Motivationen, Hintergrundgeschichten und netten Marotten von männlichen Helden vor dem Leser auszubreiten – und ob genauso viel Sorgfalt auf die weiblichen Figuren verwendet wird.

Oder begnügt sich autor nicht damit, ein recht beschränktes Spektrum an weiblichen Archetypen zu präsentieren, und zu meinen, damit sei alles gesagt? Das ist die Mutter, dies ist die Dirne, jene ist die kaltherzige Kriegerin, das dort drüben ist die aus reiner Magie geborene Elfe, die die ganze Welt vernichten könnte, aber noch nie einen bösen Gedanken im Herzen getragen hat. Was mehr musst du, Leser*in, über diese Figur wissen?

Na ja, ein bisschen mehr wüsste ich schon gerne, meldet sich die Leser*in.

Jetzt kann man natürlich sagen, das ist halt einfach schlecht geschrieben. – Ja, stimmt schon. Aber ärgerlich wird’s vor allem dann, wenn leser genau sieht, wie gut autor männliche Figuren schreiben und entwicklen kann, während die weiblichen halbgar bleiben.

Warum?

Brauchen Frauen weniger Backstory? Weniger liebevoll gezeichnete Eigenheiten und – Schwächen?

Figuren ohne Schwächen

Das ist nämlich auch so was: Manchmal scheinen solche weiblichen Figuren aus nichts als Schwäche zu bestehen, wenn sie nämlich als Mutter oder Liebesobjekt nur eine Erweiterung der männlichen Charaktere sind – oder sie haben halt gar keine Schwächen. Das ist aber auch nicht gut, denn gerade Schwächen machen literarische Figuren menschlich – oder elbisch oder zwergisch – aber auf alle Fälle echter.

Gerade an solche Figuren mit Schwächen docken wir Leser*innen viel leichter an, finden sie interessant und sympathisch und wollen mehr über sie wissen. Die anderen Charaktere, die mit flacher Backstory und ohne Eigenheiten und Schwächen, die sind halt auch noch da in der Geschichte.

Und oft sind diese Halt-auch-da-Figuren weiblich.

Eine Frau auf einem Pferd reitet auf ein Schloss zu. Sie trägt ein Mieder und, wenn man genau hinsieht, vermutlich nichts drunter. Ist das schon Sexismus?

Übrigens, und das nur nebenbei: Ich werde meine Aussagen hier nicht durch Beispiele belegen. Das hier ist kein Essay. Ich sammle einfach nur meine Gedanken und Eindrücke. Okay? Okay.

Leser und emotionale Energie

Eines kann ich aber sagen: Ich weiß, dass diese Unterentwicklung von weiblichen Figuren ein Problem ist und oft dazu führt, dass die ganze emotionale Energie der Geschichte und der Leser*in auf die männlichen Figuren gelenkt wird.

Woher ich das weiß? Weil auch ich fast immer bei den männlichen Helden einer Abenteuergeschichte andocke. Denn selbst wenn die Frauen gar nicht mal so schlecht entworfen wurden, nicht stereotyp sind, mehr als nur ein paar Archetypen abdecken, eigenständig denken, handeln und viel zur Lösung des Konflikts beitragen – selbst dann wird in vielen Geschichten doch der Hauptanteil der emotionalen Energie auf die männlichen Figuren gelenkt.

Merke: in vielen Geschichten, nicht in allen.

Ein ganz eklatantes Beispiel für die Bahnen, in die emotionale Energie üblicherweise geleitet wird, sind die zahlreichen und wirklich, wirklich gut erzählten Männerfreundschaften, die das Fantasy-Genre und ganz allgemein Abenteuergeschichten auszeichnen. Wenn nur halb so viel emotionale Energie in die Entwicklung der Beziehung zwischen dem Helden und der Heldin investiert werden würde, die man Ende ein Paar werden sollen, dann würden mich vielleicht Romanzenhandlungen in solchen Geschichten mehr interessieren.

Männer und Freundschaften

Ich werfe euch den Fehdehandschuh hin: Nennt mir eine Geschichte aus dem Fantasy-Genre, in der die Romanze der Beziehung zwischen dem Helden und seinem allerbesten Freund das Wasser reichen kann.

Bitte. Eine. Ich mein’s ernst. Ich will diese Geschichte lesen oder anschauen.

(Nein, „Das Wandelnde Schloss“ zählt nicht. Howl hat keinen besten Freund. „Hunger Games“ zählen auch nicht, da hat niemand einen besten Freund).

Die Schlüsselbeziehung im Abenteuergenre ist die Männerfreundschaft. Nicht die romantische Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau.

Und Freundschaften zwischen Frauen? Die genauso gut ausgearbeitet sind und so viele Emotionen wachrufen wie die „Bromances“? Würde ich auch gerne lesen.

Ich meine die Bitte nach Lektüretipps hier sehr ernst. Ich habe in letzter Zeit ein paar wirklich gute Freundschaften zwischen Männern und Frauen gelesen oder auf der Leinwand (Fernsehbildschirm) gesehen. Aber Frauenfreundschaften? Meh.

Spuren von Sexismus

Aber ist das denn eigentlich schon Sexismus? Dass Männer und ihre Beziehungen mehr Aufmerksamkeit in der Geschichte und mehr emotionale Energie bekommen?

Nun, es ist jedenfalls nicht nicht Sexismus. Oder sagen wir mal so: Es ist Ausdruck einer Gesellschaft und Kultur, die eine lange Vergangenheit voller Sexismus hat. Und diese Vergangenheit hinterlässt Spuren, in unserem Denken und in unseren Geschichten.

Ich muss dabei immer an eine Geschichte über J. K. Rowling denken, von der ich nicht weiß, ob sie wahr ist, die sich aber wahr anhört. Bei der Veröffentlichung von Harry Potter wurde ihr dazu geraten, nur die Initialen ihres Namens zu benutzen, damit nicht sofort ersichtlich war, dass autor eine Frau ist. Denn Leser, die auch Jungs sind, würden sich schwertun, ein Buch von einer Frau zu lesen. Lesern, die auch Mädchen sind, sei das jedoch egal.

Genauso heißt es, dass man Abenteuergeschichten, die ein breites Publikum ansprechen sollen, nicht mit zu vielen weiblichen Helden bestücken darf – denn Männer könnten sich damit nicht identifizieren. Frauen dagegen haben traditionellerweise kein Problem damit, bei männlichen Figuren anzudocken – vermutlich, weil uns schon gar nichts anderes übrig blieb, wollten wir Abenteuerliteratur lesen. Und weil, so meine Vermutung, gut geschriebene Männerhelden ja mit so viel emotionaler Energie ausgestattet sind, von der Männerfreundschaft mal ganz zu schweigen. Warum sollten Frauen auch ein Problem damit haben, an so etwas anzudocken?

Frauen und wir

Wie dem auch sei: Ich habe keine Ahnung, ob das wirklich stimmt. Ob wirklich die Mehrzahl männlicher Textkonsumenten ein Problem damit hätte, sich Geschichten über gut entwickelte weibliche Helden und gut geschriebene weibliche Beziehungen zu Gemüte zu führen. Aber die Grundannahme scheint bei Entscheidungsträgern im Business und vielleicht auch bei Autor*innen auf jeden Fall zu bestehen.

Also bleiben wir halt einfach bei den mit reichlich emotionalen Potenzial ausgestatteten männlichen Figuren und halten uns bei den weiblichen ein bisschen zurück. Nur ein bisschen.

Aber vielleicht sind ja die Hinterlassenschaften einer Kultur mit von Sexismus geprägter Geschichte in unseren Erzählungen noch unbewusster, noch unkenntlicher. Vielleicht bemerken wir sie gar nicht. Vielleicht ist es für uns schlicht und ergreifend selbstverständlich, dass Männer und ihre Belange mehr Raum in einer Erzählung bekommen als Frauen. Das kommt uns meistens gar nicht komisch vor.

Der Sexismus und das Muster

Wie schon mal gesagt: Dafür müssen die weiblichen Figuren ja gar nicht unterentwickelt sein, was ihre Persönlichkeit, ihr Erzählpotenzial und ihre Charakterentwicklung angeht. Trotz allem, was ich oben so vor mich hin gedacht hatte, gab es in den letzten Jahren in den Abenteuer- und imaginativen Genres so viele tollen Frauen, die mehr waren als nur eine Stereotype, die Schichten hatten und Tiefen, Stärken und Schwächen.

Und trotzdem, trotzdem, trotzdem spielen diese Frauen meist doch nur die zweite Geige und bleiben einen Schritt hinter den männlichen Figuren zurück, die ihr Erzählpotenzial voll ausschöpfen dürfen und immer weiter ausschöpfen dürfen. Es ist nur ein Schritt. Aber es ist ein Schritt.

Und das ist noch nicht einmal ein Problem, wenn es in einer einzelnen Geschichte passiert.

Was macht es schon, wenn in Fantasy-Roman X nicht die Frau den entscheidenden Schlag gegen den Dunklen Lord führt, sondern der Mann, wenn die Frau doch so viel zum Erfolg des Guten beigetragen hat? Ist es nicht eine inspirierend, wenn in SciFi-Serie Y sich die Frau für das ganze Universum opfert, damit ihre männlichen Kollegen den Kampf weiterführen können? Reicht es nicht, wenn in Abenteuerfilm Z die Frauen coole, wichtige Nebenrollen spielen und dabei so richtig Badass sind, wenn der Held doch sein Ziel ohne diese Frauen nie erreichen könnte?

Nein, das macht wirklich alles nix. Das darf man alles so erzählen. Es ist nicht die einzelne Geschichte, die das Problem ist. Es ist das Muster.

Und das Muster prägt uns vermutlich alle.

Meine Frauen und ich

Und damit bin ich also bei mir selbst angekommen, bei mir und meinem eigenen Schreiben. Frauen und Literatur, Frauen in der Literatur, Literatur von Frauen, Literatur über Frauen – das prägt mein Schreiben schon immer, ganz egal, ob wissenschaftliche Arbeiten, Sachbücher oder Fiktion.

Ein Planet. Eine Frau. Ein Kampf. – So heißt das Motto meines Zukunftsepos, in dem ich den Freiheitskampf einer jungen Frau in einer patriarchalen Gesellschaft erzähle.

Und ich werde mich hier jetzt sicher nicht an einen selbstgebauten Pranger stellen und behaupten, dass ich sexistisch wäre.

Aber da ist das Muster, und da sind die Spuren.

Und da ist der Moment, in dem mir aufgeht, dass ich fast nie über weibliche Freundschaft schreibe. Dass ich, so bilde ich mir ein, starke Frauenfiguren entwerfe. Aber sie stehen oft isoliert. Und meine männlichen Figuren tun das nicht.

Meine Myn und ihre Männer

Da ist meine Myn, die Heldin meines Zukunftsepos. Sie hat weibliche Freunde, aber die kommen und gehen. Ihr bester Freund ist ein Mann und ihre engste, bedeutungsvollste und komplizierteste Beziehung hat sie mit ihrem großen Bruder.

Dann sind da noch die beiden männlichen Antagonisten, in Ablehnung derer sie sich definiert, und der Vater und Großvater, von denen sie sich emanzipieren muss. Zu keiner Frau in ihrem Umfeld baut sie eine so starke Beziehung auf wie zu diesen Männern. In dieser Hinsicht ist Myn isoliert, während die beiden männlichen Protagonisten eine so enge Bromance zusammenschweißt, wie sie das Abenteuergenre nur hergibt.

Ist das schlecht? Nein. Es erklärt sich aus der Geschichte. Es ist Teil von Myns Konflikt und ihres Kampfes gegen eine Gesellschaft, die von Männern dominiert wird – auch von Männern, die es gut mit ihr meinen.

Ist das schlimm? Nein. Aber ich bin ziemlich froh, dass ich für noch zu schreibende Bände schon vor diesen Überlegungen stärkere weibliche Bindungen für meine Myn eingeplant habe. Ob sie diese dann auch eingehen wird, das hängt von ihrem Dickkopf ab.

Frauen und Freundschaft

Aber das Problem ist ja nicht die einzelne Geschichte. Also dachte ich weiter nach. Und ich merke, dass meine Heldinnen fast immer stärkere Freundschaften zu Männern haben als zu anderen Frauen. Warum ist das so? Es spiegelt meine Lebenserfahrung nicht. *schickt ein Lächeln an ihre große und ihre kleine Diamantenschwester*

Reicht das emotionale Potenzial meiner Erzählungen nur für eine Frau aus? Oder bin ich es so gewohnt, emotionales Potenzial bei männlichen Figuren zu lesen und zu sehen, sodass ich das eben in meinem eigenen Schreiben aufgreife? Ist das schlimm?

Weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es mich gestört hat, als ich es gemerkt habe. Das war irgendwann in den letzten Monaten. Ich arbeite momentan eher an mittellangen Erzählungen als an meinem Roman-Epos, also entstehen in schnellerer Folge unterschiedliche Geschichten mit unterschiedlichen Figurenkonstellationen. Vielleicht ist mir deswegen irgendwann ganz plötzlich aufgefallen, dass den emotionalen Kern meiner Erzählungen entweder Mann-Frau-Beziehungen oder Mann-Mann-Beziehungen bilden.

Auch in der Geschichte, an der ich gerade arbeite, steht eine Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann im emotionalen Mittelpunkt. Wobei man „Mann“ hier nicht ganz so eng verstehen darf. Die fragliche Figur erscheint als Mann. Und es gibt einen sehr guten Grund, warum sie das tut. Also werde ich das auch nicht ändern. Fände ich auch doof.

Aber ich werde in Zukunft ein Auge auf das Muster haben.

Meine Figuren, das Muster und ich

Vielleicht überinterpretiere ich das Muster gerade auch und sehe Spuren, wo keine sind. Darüber werde ich noch weiter nachdenken.

Immerhin gibt es in der Sciecne-Fantasy-Erzählung, die ich letztes Jahr für die „Dazwischengeschichten“ der Schreiber und Sammler geschrieben habe, eine sehr starke Freundschaft zwischen zwei Müttern. Aber der Titel der Geschichte lautet „Der Sohn“.

Hm. Also eine weibliche Freundschaft, die sich im Zuge der Geschichte ganz dem Wiederfinden eines verschwundenen Mannes verschreibt. Nun ja, eines verschwundenen Jungen. Na ja, also, er erscheint als Junge. Er begreift sich auch als Junge, selbst dann, wenn er gelegentlich in einem weiblichen Körper auftritt …

Wisst ihr was? Vielleicht gibt es in meinen Geschichten ja ganz andere Muster und ich habe mir gerade 5 Seiten lang Gedanken um nichts gemacht.

(Seid ihr noch da? Wenn ja, dann: Respekt!)

Frauen und Frauen

So oder so: Mir hat das mit den rar gesäten weiblichen Freundschaften und dem Überschuss an emotionaler Energie bei meinen als männlich identifizierenden Figuren nicht so ganz gepasst. Also hatte ich mir für die Geschichte, die ich gerade erst letzte Woche beendet habe, eine Aufgabe gestellt: Es durften nur weibliche Figuren vorkommen. Und welche, die als solche erscheinen.

Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis. Beim Schreiben hat es irgendwann keine Rolle mehr gespielt, dass es weibliche Figuren waren. Es waren einfach nur Bish und Jen und SAMI. Und so gehört es sich ja auch.

Die Geschichte heißt übrigens „Planet des Lichts“. Sie erscheint im Sommer in einer SciFi-Anthologie, über die ich an dieser Stelle noch nicht mehr verraten will. Aber hier gibt’s einen ganz kleinen Sneak Peek daraus (auf den Pfeil klicken oder wischen!):

Wieso mache ich mir eigentlich Gedanken über das Geschlecht meiner Figuren, wenn sie mit Federn bewachsen und Künstliche Intelligenzen sind?

Vielleicht ist das auch eine Spur. Oder was meint ihr?