Das Thema unserer Anthologie steht fest!

Das Thema unserer Anthologie steht fest!

18. August 2019 2 Von Christine M. Brella

Das Thema unserer Anthologie steht fest! Wir haben gebrütet, diskutiert, gelacht und abgestimmt. Am Ende war das Ergebnis eindeutig. „Zusammenprall der Welten“ ist unser Motto. 🙂

Was sich im ersten Moment anhört wie ein klassischer Science Fiction à la „Krieg der Sterne“ (ja, ich weiß Star Wars ist kein klassischer Science Fiction sondern eine Space Opera – aber das tut hier nichts zur Sache 🙂 ) bietet in Wirklichkeit Potential für unseren gesamten, bunten Genre-Mix. Denn es können nicht nur fremde Alien-Stämme aufeinander prallen, sondern auch die sehr unterschiedlichen Spezien der jungen und alten Teraner im Jahr 2019. Oder Römer treffen auf Germanen, Fantasy-Wesen auf Menschen, Pinguine auf Eisbären. Die Türen sind geöffnet für Abenteuer und romantische Erlebnisse, Satire und Drama, Coming of Age und Kulturclash. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Für mich ist das Thema ein Heimspiel. Cowboys treffen auf Indianer – zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da prallt es gewaltig.
Jetzt habe ich aber ein Problem. Ich mag Happy Ends. Und genau an dem Punkt wird es schwierig. Gehen wir mal die Möglichkeiten durch.

  • Indianer und Weiße treffen sich friedlich zum Handeln. Wie zum Beispiel im tollen Buch „Kranichfrau“ von Kerstin Groeper. Am Ende werden mehrere Indianer-Stämme ausgerottet, weil die Händler versehentlich eine hochansteckende Krankheit einschleppen. Nicht gut.
  • Zweite Möglichkeit: Ein Weißer wird bei den Indianern aufgenommen und lebt bei ihnen. „Weißer Vogel – Tochter der Cheyenne“ (von Nanata Mawatani) ist eine junge Frau, die sich aus Liebe entscheidet bei den Cheyenne zu leben. Am Ende wird ihr ganzes Dorf mit Männern, Frauen und Kindern von Soldaten abgemetzelt.
    In „Die mit dem Wind reitet“ von Lucia Saint Clair Robson ist es das weiße Siedlerkind Cynthia Ann Parker, die als Kind von den Komantschen entführt wird und als Naduah später einen Häuptling heiratet. Jahre später wird sie gefunden und gezwungen zu ihrer europäischen Familie zurückzukehren. Sie gewöhnt sich nie wieder ein, gilt als beschmutzt und hungert sich nach dem Tod ihrer Tochter zu Tode. Beides nicht gerade ein Happy Ende.
  • Aber was wäre, wenn ein Indianer zu den Weißen kommt und unter ihnen lebt? Schwer zu sagen – dafür gibt es wenig Beispiele. Die weißen Siedler haben ihr Recht das Land urbar zu machen nie in Frage gestellt. Indianer waren ein lästiges Hindernis auf ihrem Drang nach Westen. Sie in ihre Gemeinschaft zu integrieren, wäre den Siedlern nie in den Sinn gekommen. Indianer galten als Farbige und damit nicht als ebenbürtig. Versuche der Indianer sich anzupassen, waren von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Selbst die Cherokee, die in Häusern lebten, eine eigene Schrift entwickelten und Zeitungen druckten, wurden im verlustreichen Pfad der Tränen in Reservationen gedrängt. (nachzulesen in „Tiana“ ebenfalls von Lucia Saint Clair Robson)
  • Allein in Jugendbüchern ist ein halbwegs gutes Ende möglich. „Die Söhne der großen Bärin“ (von Liselotte Welskopf-Henrich) ihres Zeichens Lakota Sioux fliehen nach sechs Bänden Kampf aus der Reservation, reiten über die Grenze nach Kanada und werden dort Kuh- und Büffelzüchter. Möglich. Aber nicht sehr wahrscheinlich.

Der Aufeinanderprall verschiedener Welten ist spannend, schmerzhaft und im Fall von Cowboys und Indianern meist tödlich.

Vielleicht schreibe ich lieber doch ein romantisches Weltraummärchen.