Lass Dich nicht hängen

Lass Dich nicht hängen

5. Januar 2020 2 Von Christine M. Brella

Zwischen den Welten ist das Thema unserer Anthologie, die noch 2020 erscheinen soll. Trotz meinen Anfangsschwierigkeiten habe ich tatsächlich eine Geschichte im Wilden Westen gefunden. Besonders hilfreich war dabei Lunas Kommentar, dass 60.000 Zeichen (ca. 40 Normseiten) für eine Geschichte so kurz sind, dass man gar nicht unbedingt bis zum bitteren Ende schreiben muss – man kann einfach vorher aufhören und die Hoffnung lassen, dass vielleicht doch alles gut bleibt 🙂 Mittlerweile habe ich über 47.000 Zeichen getippt und es sieht gar nicht mal so schlecht, dass ich unsere Deadline den 31.01.2020 für den Erstentwurf schaffe. Alles in allem also ein Happy End 🙂

Als Setting habe ich den Pony-Express gewählt. Dieses abenteuerliche Experiment hat mich schon immer fasziniert – allerdings war der Pony-Express nur in den Jahren 1860/1861 in Betrieb und passt damit nicht in den Roman, an dem ich aktuell arbeite. Dieser setzt erst drei Jahre später im Amerikanischen Bürgerkrieg ein. Die Pony-Express-Geschichte passt auch zum Thema unserer Lesung: Alles außer Einhörner am 10.02.2020 um 18 Uhr in der Stadtteilbücherei Haunstetten. Dort gebe ich einen kleinen Vorgeschmack – und hier und heute gibt e schon den ersten Appetithappen aus Lass Dich nicht hängen:

 

17.10.1860, Oregon Trail (Nebraska)

Lieber Daddy,

es wird Dich freuen zu hören, dass Du wahrscheinlich nicht hängen musst. Ich war mit Deinen Medaillen, die Du Dir beim Kampf gegen die Wilden verdient hast, in Washington. Die feinen Herren waren mords beeindruckt und sehr freundlich. Anbei hängt das Begnadigungsschreiben. Ich hoffe bloß, dass es Dich noch rechtzeitig erreicht. Ein Monat ist halt echt nicht viel, besonders weil heuer keine Postkutsche mehr geht.

Aber mach Dir keine Sorgen, ich gebe den Brief morgen beim Pony-Express in Fort Kearny ab. Es heißt, dass die Reiter so schnell sind, dass sie zweitausend Meilen in zehn Tagen zurücklegen. Nein, ich übertreiben nicht! Das schaffen die wirklich! Natürlich macht aber nicht ein Reiter die Strecke allein – die Post wird von einem zum anderen weitergereicht. Ein wenig mulmig ist mir schon bei dem Gedanken, dass der Brief auf dem Weg verloren geht. Immerhin wird er vierzig mal übergeben und muss durch das Gebiet von kriegerischen Indianern – und sogar über die Rocky Mountains!

Mir fällt aber tatsächlich nicht ein, wie ich es sonst machen soll. Warum hast Du dich auch unbedingt in Kalifornien festsetzen lassen? Das war nicht besonders schlau.

Lass Dich nicht hängen!

In Liebe
Mathilda